Emanuel Pogatetz fühlt sich bereit für die höchste Spielklasse in Österreich: "Ich stelle mich dieser Herausforderung."

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Linz/Wien – Emanuel Pogatetz ist zurück. Den mehr oder weniger originellen Spruch "In Linz beginnt's" hat der 34-Jährige außer Kraft gesetzt. "In Linz hört's bei mir auf", sagt der Innenverteidiger. "Es ist definitiv meine letzte Station. Das Ende einer Reise." Er wird sich nicht über die Fußballfelder in diversen Dörfern und Unterligen schleppen, Peinlichkeiten lehnt er ab. "Du sollst auf einem hohen Niveau aufhören."

Pogatetz hat bei Aufsteiger LASK einen Einjahresvertrag unterschrieben, er will es noch einmal wissen. "Ich bin fit, körperlich in einem Topzustand, stelle mich der Herausforderung." Wobei er betont: "Es geht um den Erfolg der Mannschaft, nicht um persönliche Eitelkeiten. Mein Anspruch ist, Beiträge zu leisten." Sollte ein Jungspund besser sein, habe dieser selbstverständlich ein Recht darauf, eingesetzt zu werden. "Fußball ist Perspektive."

Ambitionen und Professionalität

Der LASK bestreitet am Samstag das Cupspiel in Kitzbühel, am 22. Juli folgt der Ligaauftakt daheim gegen die Admira. Daheim ist Pasching, nicht das Linzer Stadion. Pogatetz hat ein "gutes Gefühl. Der Verein hat Ambitionen, die Bedingungen sind professionell, Oliver Glasner ist ein hervorragender, moderner Trainer. Und die Spieler wissen, worauf es ankommt, worum es geht." Prognosen wolle er keine stellen. "Als Neuling muss man mit einer gewissen Demut an die Sache herangehen. Wichtig ist, sich so schnell wie möglich vom Abstiegskampf fernzuhalten. Nach einem Viertel der Meisterschaft kann man die Ziele präziseren."

Zwölf Jahre hat Pogatetz durchgehend im Ausland gekickt. "Ich will keine Minute missen, jeder Transfer machte Sinn."

Die Karriere des Grazers begann – wenig originell – im Nachwuchs von Sturm. Weitere Stationen: FC Kärnten, Bayer Leverkusen, FC Aarau, von 2003 bis 2005 war er für den GAK tätig, 2004 gewann er das Double. "Eine wahnsinnig schöne Zeit. Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich den GAK überlebe.

2005 wurde er kurz an Spartak Moskau verliehen, im selben Jahr und bis 2010 diente er Middlesbrough, Pogatetz wurde in England sogar Kapitän. Er war der erste Österreicher, der in der Premier League ein Tor erzielt hat, am 31. Jänner 2006 das 1:0 beim 3:0-Erfolg gegen Sunderland. Ein Assistenztrainer hat ihn während einer Pressekonferenz "Mad Dog" genannt, dieser Spitzname ist ihm geblieben. "Im Englischen ist 'mad' positiv besetzt, ich war ein Verrückter aufgrund meines Einsatzes, meiner Hingabe. Ich mag den Namen. Er ist eine Auszeichnung, zeugt von Respekt."

Toleranz

Hannover, Wolfsburg, West Ham, Nürnberg waren weitere Stationen, 2014 wechselte er in die USA zu Columbus Crew. "Ich habe diverse Kulturen kennengelernt, bin ein offenerer Mensch geworden, konnte meinen Horizont erweitern, habe alle aufgesaugt. Ich bin toleranter geworden, weil ich selbst Ausländer war. Es gibt überall auf der Welt gute und schlechte Menschen. Die Guten sind in der Mehrheit."

Pogatetz verteidigte 61 Mal im Nationalteam, erzielte zwei Tore, mit seinem Transfer in die USA hatte sich die Geschichte erledigt, zumal Junge, wie Martin Hinteregger, nicht mehr aufzuhalten waren. "Ich bin nie offiziell zurückgetreten. Wird man nicht einberufen, ist es ohnedies vorbei. Ich wäre aber gerne auf die Zahl Hundert gekommen."

Vor dem Engagement beim LASK spielte er eine Saison für Union Berlin, zur Stammkraft hat es nicht gereicht. "Ich war da und bereit, wenn man mich gebraucht hat." Auch in Linz werde das der Fall sein, obwohl er ein Fixleiberl anstrebt. "Du musst im Spitzensport Egoist sein. Die Summe des Teams ist jedoch mehr wert als die Summe des Einzelnen." Er habe stets nach dem Motto gelebt: "Wenn du hart arbeitest, hast du Erfolg. Das gilt für alle Berufe."

Aus dem Ausländer ist wieder ein Inländer geworden. Wahrscheinlich wird der Vater von zwei Kindern später in der Nähe von Wien sesshaft werden. "Österreich ist toll. Luxus ist, wenn du Wasser aus der Leitung trinken kannst." Fußballerisch habe sich in seiner Abwesenheit einiges getan: "Red Bull Salzburg ist aufgetaucht. Diese Dominanz gab es zu meiner Zeit nicht. Ich stelle mich jeder Herausforderung." (Christian Hackl, 14.7.2017)