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Für Überraschungen gut: Easy-Jet-Gründer Stelios Haji-Ioannou.

Foto: REUTERS/Eddie Keogh

Dass Großbritanniens geplanter Austritt aus dem EU-Binnenmarkt viele Menschen auf der Insel ärmer machen wird, teilen die Brexit-Gegner beinahe täglich mit. Einen Begünstigten der europäischen Einigung ist die bevorstehende Trennung schon bisher teuer zu stehen gekommen. Um Hunderte von Millionen schrumpfte der Wert von Stelios Haji-Ioannous Aktienportfolio – dem Unternehmensgründer gehört bis heute ein Drittel der Billigairline Easy Jet, die durch den Pfundverfall und die anhaltende Verunsicherung durch den Brexit schwere Kurseinbußen hinnehmen musste.

Dass Easy Jet sich nun in Wien ein dauerhaftes EU-Standbein aufbaut, dürfte der aus dem griechischen Teil Zyperns gebürtige, in Monaco lebende, von Queen Elizabeth in den Ritterstand erhobene Vorzeigeeuropäer, allenthalben nur Stelios genannt, gewiss begrüßen – auch wenn sich der 50-jährige rastlose Serienunternehmensgründer schon 2002 aus dem täglichen Geschäft der Fluggesellschaft zurückgezogen hat. Seither machte er dem Management gern einmal durch pointierte Stellungnahmen das Leben schwer, widmete sich aber vor allem dem Aufbau einer veritablen Easy-Firmenfamilie.

Glänzend bewährtes Geschäftsmodell

Dabei kam stets das Geschäftsmodell zum Einsatz, das sich in der Luftfahrt so glänzend bewährt hat: Für ultraniedrige Preise nehmen die Konsumenten mancherlei Unannehmlichkeit in Kauf – etwa lange Anfahrtswege und schäbigen Service. Keiner seiner Neugründungen war ein so überragender Erfolg beschieden wie der Airline. Easy Cinema, Easy Mobile und Easy Music gingen rasch den Weg alles Irdischen. Auch dem Autoverleihgeschäft (Easy Car), den Busreisen (Easy Bus) und dem Easy Hotel war kein sonderlicher Erfolg beschieden. Zuletzt überraschte Stelios mit seinem Einstieg ins bekanntermaßen brutale Einzelhandelsgeschäft. Im Easy Foodstore gibt es lediglich 76 Produkte wie Kekse, Pasta und Gemüsedosen, von frischen Lebensmitteln keine Spur. Dafür sind die Preise sensationell niedrig.

Das wird all jene Briten freuen, deren Lebensstandard Expertenschätzungen zufolge durch den Brexit noch weiter sinken wird. Dieses Problem immerhin haben der Milliardär und seine Familie bis auf weiteres nicht. Selbst wenn die neue Wiener Firma nicht rasch für neue Aktienhöhenflüge sorgt, verfügt Stelios laut einer Schätzung der "Sunday Times" über ein kommodes Vermögen von 2,22 Milliarden Euro. (Sebastian Borger, 15.7.2017)