Shenyang – Zwei Tage nach seinem Tod ist die Asche des chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo ins Meer gestreut worden. Das gab sein Bruder Liu Xiaoguang am Samstag auf einer Pressekonferenz bekannt. Ein Freund der Familie, der Bürgerrechtler Ye Du, kritisierte die Seebestattung.

Die Führung in Peking habe auf diese Weise verhindern wollen, dass sich Lius Anhänger nun an einer Grabstätte versammeln können und dort "ihre Sehnsucht nach Freiheit ausdrücken" könnten.

Ein Behördensprecher der nordostchinesischen Stadt Shenyang, wo Liu eingeäschert wurde, sagte, die Art der Bestattung entspreche "den Wünschen der Familie". Lius Anhänger kritisierten hingegen, dies könne nicht überprüft werden – schließlich verhinderten die Behörden strikt den Zugang zu seinen Familienangehörigen. Und sein Bruder Liu Xiaoguang, der die Seebestattung bekannt gab, habe mit dem Verstorbenen politisch nicht übereingestimmt.

An der Zeremonie zur Einäscherung in Shenyang nahmen nach Angaben der Behörden seine Frau Liu Xia, weitere Angehörige und einige Freunde teil. Der China-Experte der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Patrick Poon, sagte, es sei auch mindestens ein Offizier der Staatssicherheit dabei gewesen.

Liu war am Donnerstag im Alter von 61 Jahren an den Folgen einer Leberkrebserkrankung gestorben. Gut einen Monat zuvor war er nach mehr als acht Jahren in Haft aus dem Gefängnis in ein Krankenhaus in Shenyang verlegt worden. Bis zuletzt verweigerten die Behörden dem Demokratieaktivisten eine Behandlung im Ausland.

Liu verbüßte in China eine Haftstrafe, weil er in einem Manifest zur Demokratisierung des Landes aufgerufen hatte. 2010 erhielt der Bürgerrechtler und Regierungskritiker für sein Engagement den Friedensnobelpreis, den er aber wegen seiner Inhaftierung nicht entgegen nehmen konnte. (APA, AFP, 15.7.2017)