Langjährige Schmähbrüder: Willi Resetarits und Ernst Molden.

Sascha Osaka

Spitz an der Donau – Dass sich Schmäh und Melancholie hierzulande gut vertragen, beweisen Wienerlied-Interpreten seit über einem Jahrhundert. Am Wochenende konnte man sich in Spitz an der Donau als Außenstelle des Kremser "Glatt und Verkehrt"-Festivals von der auch aktuellen Lebendigkeit dieser Musiknische einmal mehr überzeugen.

Ernst Molden und Willi Resetarits präsentierten am Freitag ausschließlich neueres Liedgut aus ihren jüngsten Alben. Auf Schdrom (2016), ein Auftragswerk, das Molden für den Nationalpark Donau-Auen schrieb, werden Wasser, Tiere und Vegetation besungen. Sanft und heiter, aber auch bitterböse, wenn es etwa um aquaphile Selbstmörder geht (Gemma ins Wossa), der Schwerverkehr auf der Hainburger Brücke beklagt wird, Dausnd Göösn an Ludwig Hirsch gemahnen oder man einen Parkaufseher ins Gebet nimmt, der für die schönen Frauen auf der Sandbank leider immer zu spät kommt.

Livedarbietung wie Kabarett

Mit Resetarits verbindet Molden trotz Altersunterschied eine mittlerweile vieljährige Schmähbruderschaft. Die mit Anekdoten und Neckereien gespickte Livedarbietung der beiden tendiert mitunter ins Kabarettfach. Musikalisch versteht man sich mit Walther Soyka (Akkordeon) und Hannes Wirth (Gitarre) prächtig, zuletzt auch in Triest, wo das Album Yeah (2017) eingespielt wurde.

Am Samstag durfte die jüngere Generation der Wiener Soulschule kunstvoll ins Mikro sudern. 5/8erl in Ehr'n mögen mit ihrer neuen Platte Duft der Männer (2017) an Lockerheit eingebüßt haben, live retten aber ältere Hadern und auch hier jene Komik, die in der Doppelconférence zweier ungleicher Sänger liegt.

Maja Osojnik zeigte, dass die Gemütslage ihrer Wiener Kollegen auch dem Slowenischen nicht fremd ist. Die Sängerin dreht alte Volkslieder, zum Beispiel über das Kaffeekochen in der Mangelwirtschaft, experimentell durch den Elektrofleischwolf. Wie auch bei 5/8erl ist der schwere Kontrabass essenziell. In Osojniks Band zupft den neuerdings der vielbeschäftigte Österreicher Manuel Mayr. (Stefan Weiss, 17.7.2017)