Wien – Praktisch alle Wölfe, die in den Alpen leben, stammen aus Italien. Auch dort befanden sie sich bis vor fast 50 Jahren am Rande der Ausrottung: 1970 gab es in unserem südlichen Nachbarland nur noch rund 100 Exemplare. Durch Schutzmaßnahmen hat sich der Bestand allerdings wieder auf 1.800 Tiere erholt, die vor allem in den Apenninen leben. Während die Bevölkerung in Mittelitalien die Entwicklung laut Experten eher gelassen sieht, wird der Wolf in den Alpen oft als Störfaktor empfunden.

Mit seinem Vordringen zeichnen sich zwei Problemfelder ab: Der Schutz der Herdentiere auf den Sommerweiden und die Verträglichkeit mit dem Tourismus. Zum Schutz von Schafen und Ziegen werden Elektrozäune, Hirten und spezielle Hunde als "bellende Bodyguards" benötigt. Das wird die Almwirtschaft voraussichtlich erheblich verteuern und weniger attraktiv machen, sofern nicht der Staat mit Förderungen hilft. Auch für Wanderer und Radfahrer kann der Einsatz von Hunden lästig werden, wenn die Tiere sie als Eindringlinge verbellen oder gar beißen.

Große Skepsis in Österreich

In Österreich, wo im Gegensatz zur Schweiz erst wenige Wölfe unterwegs sind, gibt es viele skeptische Stimmen. "Das Verständnis der Bevölkerung ist nicht sehr groß", heißt es bei der Nationalen Beratungsstelle Herdenschutz. Zumal die Herdenschutzhunde auch im Winter in den Dörfern gern und oft bellen und die Nachtruhe stören.

Ein spezielles Problem haben die Jäger. Wird durch den Wolf das Rotwild von den Fütterungen vertrieben und stillt seinen Hunger mit dem Verbeißen von Knospen und dem Schälen junger Bäume, kommen auf den Waidmann erhebliche Zahlungen an die Waldbesitzer zu. "Das kann für den Jäger den Ruin bedeuten", sagte Österreichs Wolfsexperte Georg Rauer. (APA, red, 17.7.2017)