Die Asteroiden im jungen Sonnensystem begannen ihr Dasein möglicherweise als eine Art Schlammklumpen.

Illustr.: NASA/JPL-Caltech

Perth/Tucson – Die häufigsten Asteroiden unseres Sonnensystems – sogenannte Chondrite – enthalten winzige Gesteinskörnchen aus Silikaten namens Chondrulen. Kohlige Chondrite, eine besonders ursprüngliche und weit verbreitete Asteroidenvariante, bestehen zusätzlich noch aus Kohlenstoff und gelten als Bausteine der Gesteinsplaneten. Wie diese in der protoplanetaren Scheibe während der Geburtsphase unseres Sonnensystems entstanden sind, ist allerdings nicht völlig geklärt.

Widersprüchliche Brocken

Das liegt vor allem an ihrer mysteriösen Zusammensetzung: Sie bestehen bis heute aus verhältnismäßig viel gefrorenem Wasser; darüber hinaus können mehr als 90 Prozent ihrer Moleküle und Minerale nur in einem flüssigen Medium entstanden sein – und das passt kaum zu bisherigen Untersuchungen, wonach Kohlige Chondrite zu Beginn wasserfrei waren. Sie müssen also erst nachträglich mit Wasser reagiert haben. Die gängigen Theorien können diesen Widerspruch nur teilweise erklären.

Nun haben Astronomen anhand von Simulationen eine neue, ungewöhnliche Theorie aufgestellt, die wesentlich besser zum Erscheinungsbild der Kohligen Chindriten passt: Die Wissenschafter vermuten, dass das Anfangsstadium der Asteroiden eine Art Matschkugel gewesen sein dürfte.

Geschmolzenes Eis und Staub

Philip Bland von der Curtin University of Technology im australischen Perth und Bryan Travis vom Planetary Science Institute im US-amerikanischen Tucson stellten demnach mithilfe ihrer Modelle fest, dass Staub, Eis und Chondrulen gemeinsam kein Gestein, sondern beinahe so etwas wie Schlamm bildeten.

Dieser entstand aus dem Eis, das von radioaktiven Substanzen aufgeschmolzen wurde, und dem Staub. Die Silikatkügelchen sind in diesen Schlamm eingebettet. Das neue Modell passt wesentlich besser zu Untersuchungen über kohlenstoffhaltiger Meteoriten: Die Simulationen weisen auf chemische Reaktionen in den teilweise flüssigen Klumpen hin, die zur Entstehung jener Minerale und organischen Moleküle führen, die man bei den Kohligen Chondriten festgestellt hat. Die nun im Fachblatt "Science Advances" präsentierten neuen Erkenntnisse könnten auch dem Verständnis der allgemeinen Entwicklung des jungen Sonnensystems dienen, meinen die Forscher. (red, APA, 16.7.2017)