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So schlimm wie zu den Hochzeiten der Krise (hier Griechenland im Jahr 2013) ist es nicht mehr. Doch die Krise hat bleibende Spuren hinterlassen. Die Generation unter 30 kämpft nach wie vor in vielen Ländern mit sozioökonomischen Herausforderungen.

Foto: AP/Thanassis Stavrakis

Brüssel/Wien – Jung, dynamisch und voll in der Krise: Europas junge Generation hat den wirtschaftlichen Absturz nach 2008 am stärksten zu spüren bekommen. Das dokumentieren zahlreiche Studien aus den vergangenen Jahren. So waren die unter 30-Jährigen vom Anstieg der Arbeitslosigkeit stärker betroffen als die übrigen Altersklassen. Wie eine Analyse des Brüsseler Thinktanks Bruegel zeigt, haben zudem die Sparmaßnahmen, die ab 2010 in vielen EU-Ländern umgesetzt wurden, vor allem die Jungen getroffen.

Dieser soziale Abwärtstrend konnte in den meisten Ländern der EU inzwischen gestoppt werden. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich für junge Menschen entspannt, auch die Armutsgefährdung geht zurück. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten EU-Sozialbericht hervor. Der Aufschwung ist da.

Krise hinterlässt Spuren

Doch der Report zeigt, dass die Krise bleibende Spuren hinterlassen hat. Die Generation unter 30 kämpft nach wie vor in vielen Ländern mit sozioökonomischen Herausforderungen. Zunächst ein Blick auf den Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote ist in der EU 2016 zurückgegangen. Ein Fünftel der jüngeren Jobsucher findet aber nach wie vor keine Anstellung. Dramatisch ist die Situation in südeuropäischen Ländern wie Griechenland und Spanien.

Wobei jung nicht gleich jung ist. Bei Arbeitnehmern unter 30, die über keine hohe Qualifikation verfügen, hat die Krise die deutlichsten Spuren hinterlassen. Die Beschäftigungsquote für diese Menschen ist von 66 Prozent im Jahr 2008 auf 56 Prozent im Jahr 2016 gefallen. Hier hat es auch bisher kaum eine Erholung gegeben.

Junge Menschen sind laut Sozialbericht zudem deutlich öfter von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen als ältere Arbeitnehmer. In 17 von 28 EU-Ländern finden Menschen unter 30 schwerer eine Arbeit als vor zehn Jahren. Leichter geworden ist die Jobsuche in Deutschland, Schweden und Polen. In Österreich hat sich wenig verändert. In Portugal, Griechenland, Italien, aber auch Bulgarien und Spanien haben es Junge nach wie vor schwer.

Jobs auf Zeit

Hinzu kommt, dass es für junge Menschen schwieriger wird, stabile Beschäftigungsverhältnisse zu finden. Unter den 25- bis 39-Jährigen sind 16 Prozent der Beschäftigten in befristeter Anstellung. Bei den 15- bis 24-Jährigen sind es 40 Prozent. Diese Quote ist seit 2008 deutlich gestiegen. Bei älteren Arbeitnehmern gab es auch eine Zunahme, die aber moderater ausgefallen ist. Zeitverträge bedeuten weniger Sicherheit und Planbarkeit für die Zukunft.

Die Zahlen unterscheiden sich aber auch hier von Land zu Land: In Spanien haben 32 Prozent der Jungen einen befristeten Teil- oder Vollzeitvertrag, in Italien ist es ein Fünftel, in Polen 28 Prozent. In Österreich dagegen sind es nur acht Prozent. Ein Grund für die befristete Anstellung ist laut Ökonomen, dass unbefristete Jobverhältnisse in großen Teilen Südeuropas aufgrund des gesetzlichen Kündigungsschutzes kaum kündbar sind, Unternehmen behelfen sich daher mit kurzfristigen Verträgen. Eine weitere Gruppe, die nur schleppend vom Aufschwung profitiert, sind laut Kommission Migranten. Allerdings ist nicht alles schlimm, es gibt auch deutliche Verbesserungen. So steigt das Ausbildungsniveau der jungen Menschen quer durch Europa an.

Neue Zahlen liefert der Sozialbericht auch zur Armut in der EU. 118,8 Millionen Menschen in der EU sind von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen, ihr Einkommen liegt also unter 60 Prozent des Medianeinkommens, oder sie können sich Dinge des täglichen Bedarfs wie Fleisch und Heizung nicht leisten. Die geringste Armutsgefährdung gibt es demnach in Tschechien (15 Prozent der Bevölkerung). In Bulgarien, Rumänien und Griechenland ist ein Drittel armutsgefährdet. In Österreich lag die Quote unverändert bei um die 20 Prozent. (szi, 17.7.2017)