Der Feuerwall an der kroatischen Küste war sogar von den Inseln aus zu sehen. Rund um Split brachen am Montag die Wasserversorgung und das Stromnetz zusammen. Am Dienstag besserte sich die Lage.

Foto: AFP/STR

Löschflugzeug in der Ortschaft Podstrana bei Split.

Foto: imago/Xinhua/Ivo Cagalj

Bild nicht mehr verfügbar.

Auch in Srinjine bei Split waren Löschflugzeuge unterwegs.

Foto: REUTERS/Antonio Bronic

Ein Flugzeug der kroatischen Luftwaffe überfliegt die Ortschaft Gornje Sitno.

Foto: APA/AFP/STRINGER

Split/Podgorica – In der Früh war der Himmel noch klar und blau. "Aber bei den ersten Schwimmzügen spürten wir ganz knapp über der Wasseroberfläche einen deutlichen Brandgeruch. Beim Frühstück auf der Terrasse mit Blick Richtung Festland, also Split, hat sich ein Schleier über das Land gelegt, niedrig noch, fast wie Nebel, aber schon fremd", erzählt Carolin Culen von ihrem Urlaub auf der Insel Brač in Kroatien.

In mehreren Ländern Süd-Europas wüten derzeit verheerende Waldbrände. Auch in Urlaubs-Regionen. In Kroatien zum Beispiel haben die Feuer auch die zweitgrößte Stadt des Landes Split bedroht.
ORF

Die Waldbrände, die schon am Wochenende begonnen hatten, breiteten sich rasant vom Berg Mosor, durch den Nord-Ost-Wind angetrieben, aus und kamen Split immer näher. "Ab Mittag färbte sich der Himmel zunehmend ein, das Licht wurde gelblich, die Sonne war wie hinter einem Schleier. Auf dem Wasser sammelten sich weiße Flankerln", erzählt die Psychologin, "wie kleine Fetzchen Seidenpapier. Der Gedanke, dass das Asche ist, kam mir aber noch sehr absurd vor."

Später war Frau Culen und ihrer Familie aber klar, dass es selbst auf der Insel Asche regnete. Der Rauch brannte in den Augen. "Ab dem mittleren Nachmittag überzog die Rauchwolke den ganzen Himmel schwefelgrau und rotbraun, die Sonne war nur mehr ein roter Ball, der das Meer in Kupfer tauchte, ein Bild wie aus einem Science-Fiction-Film, apokalyptisch", erzählt ihr Mann, der Wiener Kulturmanager Christopher Widauer, dem STANDARD.

Kein Strom, kein Wasser

Strom und Wasser waren derweil in einigen Orten rund um Split zusammengebrochen. Dutzende Häuser brannten, Löschflugzeuge konnten nicht starten, weil der Wind so stark war. Bisher sind etwa 4.500 Hektar Wald in Brand geraten. Auch in der malerischen montenegrinischen Bucht von Kotor mussten Anwohner wegen der akuten Bedrohung ihre Häuser verlassen. Die Städte Herceg Novi, Tivat und die Hauptstadt Podgorica sind bedroht.

Die starken Winde und die Trockenheit hatten die Brände insbesondere auf der Halbinsel Luštica befeuert. Hunderte Anwohner und etwa 100 Touristen mussten in Sicherheit gebracht werden. Sowohl in Kroatien als auch in Montenegro wurden Krisenstäbe eingerichtet. Etwa 80 Personen wurden verletzt – die meisten von ihnen waren Feuerwehrleute.

Die montenegrinischen Behörden forderten internationale Hilfe vom Notfallzentrum der Europäischen Kommission und der Nato an, weil sie der Situation nicht gewachsen waren. Montenegro verfügt nur über zwei Löschflugzeuge. Insbesondere in Montenegro, aber auch in Kroatien gibt es bereits viel Kritik an fehlenden Strategien für Katastrophenschutz.

Giftige Rauchentwicklung

In Split ist vor allem die Sorge groß, dass die Mülldeponie in Karepovac Feuer fangen könnte, weil dies eine giftige Rauchentwicklung auslösen dürfte. Die kroatischen Behörden forderten deshalb die Anwohner auf, im Haus zu bleiben und die Fenster zu schließen. Bürgermeister Andro Krstulović Opara sagte, man gehe nun daran, die Wasser- und Stromversorgung wiederherzustellen. Die ganze Nacht flogen Löschflugzeuge, um die Ausbreitung der Feuer rund um Split einzudämmen, was am Dienstag zu gelingen schien. Allerdings ist die Gefahr noch nicht völlig gebannt.

Am Montag bot Präsident Alexander Van der Bellen seiner kroatischen Amtskollegin Kolinda Grabar-Kitarović anlässlich ihres Besuchs bei ihm Hilfe vonseiten Österreichs an. Die Staatschefin flog kurz danach nach Split und meinte, dass die eigene Armee früher hätte eingesetzt werden können. Premierminister Andrej Plenković bestritt dies und stellte klar, dass man zurzeit keine Hilfe von auswärts brauche.

Weitere Brände in Kroatien wurden indes in der Nähe der Städte Zadar und Šibenik entfacht. Auch in zahlreichen Orten in Italien, etwa bei Pisa, Messina und in der Nähe von Neapel war es in den vergangenen Tagen zu massiven Buschbränden gekommen. In Italien wird deshalb auch ein strengeres Vorgehen gegen die Brandstifter gefordert. (Adelheid Wölfl, 18.7.2017)