Blumen hat man im Garten, oder man lässt sie sich liefern.

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Wien – Bellaflora streckt ihre Wurzeln in neue Geschäftsfelder aus. Eines davon dreht sich um Wollknäuel. Die Gartenmarktkette hat kürzlich das von Topsy Thun-Hohenstein gegründete Wiener Wollcafé Laniato zur Gänze übernommen, erzählt ihr Geschäftsführer Alois Wichtl im Gespräch mit dem STANDARD. Es war das erste seiner Art, das die in Europa vielerorts neu entflammte Hingabe zum Stricken mit Kulinarik, geselliger Atmosphäre und Kursen verband.

"Wer Pflanzen kauft, kauft auch gerne Wolle", ist Wichtl überzeugt und will Laniato ausbauen. Wann und in welcher Form genau, werde sich im Herbst herauskristallisieren. Bis dahin arbeitet Bellaflora mit einem zweiten jungen Start-up zusammen: Das im Eigentum von Hilde Umdasch stehende Unternehmen holt sich Yipbee als Partner. Der kleine Betrieb kauft für Konsumenten, die Lebensmittel online bestellen, bei Metro ein, hat dort als Shop-in-Shop Zugriff auf das Warenlager und stellt über die Post zu. "Das Geschäftsmodell gefällt uns", sagt Wichtl. In Bälde lässt Bellaflora daher in Wien via Yipbee auch Pflanzen Kunden vor die Haustür liefern.

Keine große Bühne

Dass Onlinehandel für Blumen ein guter Nährboden ist, bezweifelt der Bellaflora-Chef jedoch. Die eine oder andere nicht ausgetriebene Staude ließe sich ja durchaus verschicken. Für alles Blühende aber werde das Internet auch langfristig keine große Bühne bieten. Denn der Preis der Verpackung für den sensiblen Transport übersteige den Wert der Ware bei weitem.

Auch Bellaflora startet 2018 einen eigenen Webshop – allerdings nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus, sondern aus Gründen des Images, wie Wichtl offen einräumt. "In unserer Branche ist Onlinehandel kein Business-Case."

Acht Jahre führt der Niederösterreicher Bellaflora mittlerweile mit ruhiger Hand durch turbulente Gefilde. 500 Mitarbeiter steigerten den Umsatz auf mehr als 82 Millionen Euro. Seit 2005 stehen stetig Gewinne in den Bilanzen. Der Markt an sich freilich wächst trotz vieler grüner Daumen längst nicht mehr. Bauhaus- und Lebensmittelketten beschneiden das Geschäft, was vor allem kleine Gärtner in die Enge treibt. Ihre Zahl sinkt dramatisch, sagt Wichtl. "Ich weiß nicht, wie lange dieser Teich noch voller Fische ist."

Abseits der Massenware

Auch Bellaflora müsse sich andere Wege abseits reiner Massenware erschließen. "Wir verlassen unser Kerngeschäft nicht; wir dürfen dabei jedoch nicht nur auf den stagnierenden Pflanzenmarkt vertrauen." Wettbewerbsvorteile erwartet sich Wichtl in der Reduktion von Pestiziden: Das umstrittene Glyphosat etwa ist in seinem Sortiment seit fünf Jahren tabu.

Anders als bei Nahrungsmitteln gebe es bei den Zierpflanzen keine Lobby, die auf strengere, nachhaltige Gesetze dränge. "Wir machen uns daher unsere eigenen Regeln." Denn auch Interessen der Lagerhäuser seien "eher andere".

Im März 2018 eröffnet Bellaflora in Eisenstadt die 27. Filiale. Expansion ins Ausland ist keine geplant. "Es gibt auch in Österreich noch genug zu tun." (Verena Kainrath, 19.7.2017)