Nina Burger brach ihre Torsperre zu einem guten Zeitpunkt.

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Eine entspannte ÖFB-Spitze (Präsident Leo Windtner, Sportdirektor Willi Ruttensteiner und Teamchef Dominik Thalhammer) verfolgt am Tag danach eine Trainingseinheit im Camp der Österreicherinnen in Wageningen.

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Der Einsatz von Sarah Zadrazil gegen Frankreich ist nach Verletzung fraglich.

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Deventer – Erstes EM-Spiel, erster Sieg: Für Österreichs Frauen-Nationalteam hätte die Premiere auf großer Turnierbühne am Dienstag in Deventer nicht besser laufen können. Nach dem 1:0-Erfolg gegen die Schweiz im ersten Spiel der Gruppe C sind die Aufstiegschancen mehr als intakt.

"Wir hätten uns in unseren kühnsten Träumen nicht erwartet, dass wir bereits im ersten Spiel drei Punkte einfahren. Wir dürfen aber jetzt nicht abheben", sagte Trainer Dominik Thalhammer. Seine Spielerinnen sahen es ähnlich. "Es ist jetzt wichtig, bodenständig zu bleiben. Nach drei Spielen können wir abrechnen, dann werden wir sehen, wie es weitergeht", sagte Stürmerin Nicole Billa.

Laura Feiersinger sprach von einer "Riesenwerbung" für ihr Team. Jetzt müsse man dranbleiben. "Wir haben noch zwei wichtige Spiele, wenn wir die verlieren, bringt uns der Sieg gegen die Schweiz gar nichts." Österreich liegt nach dem ersten Spieltag gemeinsam mit Frankreich an der Tabellenspitze. Am Samstag (20.45 Uhr, live ORF 1) kommt es in Utrecht zum direkten Duell mit dem Gruppenfavoriten.

Stabilität auch ohne Schnaderbeck

Der Erfolg gegen die Schweiz ist umso bemerkenswerter, als er ohne Abwehrchefin Viktoria Schnaderbeck gelang. Sie kam erst in der 77. Minute zu ihrem Comeback, sammelte dabei wichtige Spielminuten auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Zwei Trainings mit der Mannschaft am Sonntag und Montag waren zu wenig für einen Platz in der Startformation. "Für uns war es etwas zu früh. Es war zu riskant, und wir wollten ihr auch nicht den Druck auferlegen, von Anfang funktionieren zu müssen", sagte Thalhammer.

Trotz des jüngsten Turnierkaders und der fehlenden Erfahrung war von Nervosität nur aufseiten der Schweizerinnen etwas zu sehen. Den Trainer überraschte das nicht, man habe monatelang auch mental auf das Turnier hingearbeitet. "Die Schweiz hat in 90 Minuten eine Torchance gehabt, wir haben sie sehr gut kontrolliert. Wir waren sehr aggressiv, es war vor allem im kämpferischen und taktischen Bereich eine tolle Leistung."

Sarah Puntigam durfte sich über die Auszeichnung als Spielerin des Spiels freuen. "Wir haben schon in den letzten Tagen und Wochen gemerkt, dass wir gut drauf sind, dass wir in Form sind, und wir waren von Anfang an voll da", meinte die defensive Mittelfeldspielerin.

"Wichtigstes Tor meiner Karriere"

Die frühe Führung durch Nina Burger (15.) spielte den Österreicherinnen in die Karten. Die 29-Jährige vom deutschen Bundesligisten SC Sand stellte ihre Goalgetter-Qualitäten nach einem herrlichen Zuspiel von Mittelfeldmotor Sarah Zadrazil unter Beweis. Tor Nummer 47 hat sich die ÖFB-Rekordtorschützin für keinen schlechten Zeitpunkt aufgehoben. "Es war das wichtigste in meiner gesamten Karriere", stellte Burger klar. Neun Monate war sie einem Treffer im Teamdress hinterhergelaufen.

Mittelfeld-Stütze Zadrazil erlitt in der zweiten Halbzeit der Partie einen Einriss des vorderen Syndesmosebandes am Sprunggelenk. Trotz Schmerzen hatte sie bis am Schluss durchgebissen, da das Austauschkontingent bereits erschöpft war. Ihr Einsatz gegen Frankreich steht in den Sternen. Lisa Makas die früh ein Cut erlitten hatte, dürfte fit werden.

Mindestens gleich viel Lob wie der Offensive, die es allerdings einige Male verabsäumte, einen weiteren Treffer nachzulegen, gebührt der Defensive. "Wir haben als Kollektiv funktioniert", resümierte Torfrau Manuela Zinsberger. Erst in der Schlussphase, als die Schweizerinnen mit langen Bällen in Unterzahl versuchten, die Wende doch noch herbeizuführen, wackelte Österreich.

"In den letzten 15, 20 Minuten gab es vielleicht so etwas wie die Angst vor dem Sieg, der Überraschung", vermutete Thalhammer. Viele angeschlagene Spielerinnen hätten ebenfalls zum etwas zu spannenden Finish beigetragen. "Es gab dadurch einige Irritationen." Am Ergebnis änderte sich aber nichts, Österreich darf mehr denn je auf den Aufstieg ins Viertelfinale hoffen.

Die Schweizerinnen dagegen müssen nun am Samstag in Doetinchem gegen Island gewinnen, um im Rennen zu bleiben. Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg: "Wir haben auf allen Positionen nicht das gezeigt, was es gebraucht hätte gegen diesen sehr energischen, sehr präsenten und robusten Gegner." (APA, red, 19.7.2017)

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