Düsseldorf – Der deutsche Islamistenführer Sven Lau wirkt schon seit Wochen bedrückt und angeschlagen. Die Bundesanwaltschaft will ihn als Terrorhelfer für sechseinhalb Jahre hinter Gitter bringen. Am Mittwoch bricht es aus dem 36-Jährigen heraus.

Er stockt, atmet tief – und bricht in Tränen aus. Islamistenführer Sven Lau wird kurz vor Ende seines Strafprozesses in Deutschland auf der Anklagebank von einem Weinkrampf übermannt. Sein letztes Wort richtet der 36-Jährige tränenerstickt an den Senat. Er bittet um ein faires Urteil.

Die aus seiner Sicht einseitigen Ermittlungen eines bestimmten Polizisten setzten ihm psychisch sehr zu. Die Trennung von seiner Frau und den fünf Kindern seit insgesamt 22 Monaten Untersuchungshaft sei hart für ihn, sagt er. Seine Kinder würden in der Schule gehänselt und gemobbt. Er selbst sei in der Haft angespuckt, beschimpft und bedroht worden.

Kurz zuvor hatte die Bundesanwaltschaft erneut sechseinhalb Jahre Haft gegen Lau beantragt und dabei ein ganz anderes Bild des Ex-Feuerwehrmanns aus Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen) gezeichnet. Der habe die islamistische Terrorgruppe Jamwa unterstützt: mit Personal, Geld und Nachtsichtgeräten. Dafür habe er Hilfskonvois des islamistischen Vereins "Helfen in Not" als Tarnung benutzt.

Der Wiedereinstieg in die Beweisaufnahme im Mai und die Vernehmung weiterer Zeugen habe an der Gesamtschau nichts geändert, sagt Staatsanwalt Malte Merz. Die letzten Zeugenauftritte seien unergiebig und substanzlos geblieben. Wo Zeugen versucht hätten, Laus Rolle zu relativieren, sei dies leicht durchschaubar gewesen.

Lau habe die Kampfgruppe um den späteren IS-Kommandanten Konrad S. drei Mal in Syrien besucht. Er habe sich ihr auch selbst anschließen und mitkämpfen wollen. Seine Sprache sei eindeutig gewesen: "Wir riechen den Duft des Paradieses", habe er gesagt. Weniger blumige Sätze zeigen laut Merz seine wahre Gesinnung: "Diese Drecks-Schiiten müssen langsam geköpft werden."

Verteidiger Mutlu Günal sieht die Sache am Mittwoch ganz anders. Zeugen hätten Lau belastet, um ihre eigene Rolle kleinzureden. In einem Fall habe die Anklage sogar einen Mann aufgeboten, dessen Aussagen so hanebüchen seien, dass jedem klar sein müsse, dass dieser nicht zurechnungsfähig sei, sondern "leider ein bisschen bekloppt".

Die Gerichte hätten da bisher nicht "mitgespielt". Weder in Mönchengladbach, wo Lau seinen Verein "Einladung zum Paradies" angesiedelt hatte, noch in Wuppertal nach dem Auftritt der Scharia-Polizei sei es zu einer Verurteilung gekommen.

Zuletzt sei dann auch noch herausgekommen, dass der Islamist, dem Lau den Weg nach Syrien geebnet haben soll, gar nicht in dem Flugzeug saß, mit dem er angeblich von Düsseldorf in die Türkei geflogen sei. Es sei "klar wie Kloßbrühe", dass Lau nächste Woche trotz allem verurteilt werde. Er beantrage dennoch Freispruch, sagte Günal.

Der Prozess hatte vor zehn Monaten begonnen. Lau selbst hatte seine Unschuld beteuert und betont, er habe niemandem geholfen, sich den Terrormilizen anzuschließen. Das Urteil wird voraussichtlich am 26. Juli verkündet (APA, 19.7.2017