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Baut in Wien ein kleines Büro auf: Easyjet.

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Carolyn McCall ist erfreut, dass sie vor ihrem Abflug zu ihrem neuen Job der Billigairline noch ein Problem vom Hals geschafft hat. Verkehrsminister Jörg Leichtfried hat es ihr leichtgemacht.

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Wien – Zuletzt ging alles sehr schnell. Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) hat Easyjet die Lizenz zum Fliegen von Österreich aus erteilt. Damit kann der britische Billigflieger nun Easyjet Europe mit Sitz in Wien gründen. Eine Woche ist es her, dass die britische Billigairline kundtat, man wolle in Wien einen neuen Ableger stationieren, um möglichen negativen Folgen des Brexits – die Flugrechte in Europa zu verlieren – vorzubeugen. Schon am Donnerstag flog das erste Flugzeug unter österreichischem OE-Hoheitszeichen von London nach Schwechat. Selbst Noch-Chefin Carolyn McCall – sie wechselt mit Jahresende wieder ins Mediengeschäft – reiste an.

Die ersten Gespräche mit ihr hätten im Oktober vorigen Jahres stattgefunden, sagte vergangene Woche Bundeskanzler Christian Kern. "Das ist ein hart erkämpfter, aber umso schönerer Gewinn für Österreich." Dem steht auch Parteikollege Leichtfried nicht nach. Er spricht von einem "großen Tag für den Standort Österreich".

Kay Kratky, Chef der heimischen AUA, ist weniger euphorisch, wie er dem STANDARD sagt: "Der Kanzler ist stolz, der Flughafen feiert sich. Ich verstehe die Euphorie darüber nicht, dass man in dem kleinen Land Österreich mit der ebenso kleinen Luftverkehrswirtschaft perspektivisch in die Richtung arbeitet, den Wettbewerb zu forcieren."

Starke Zuwächse

Tatsächlich verzeichnet der Flughafen Wien besonders starke Passagierzuwächse bei Billigfliegern wie Easyjet, aber auch der AUA-Schwester Eurowings. Auch die irische Ryanair hat wiederholt kundgetan, in Schwechat landen zu wollen. Die AUA kommt auf einen Marktanteil von rund 45 Prozent. Zunächst einmal handelt es sich aber bei Easyjet nur um ein Verwaltungsbüro, das 110 Flugzeuge und 4000 der insgesamt 6000 Beschäftigten betreut und damit für gut ein Drittel des Geschäfts verantwortlich ist.

Die Airline darf damit auch nach vollzogenem Brexit wie jede andere EU-Airline auch in jedes Mitgliedsland fliegen und auch beliebig Inlandsverbindungen anbieten. Die Flugzeuge und Mitarbeiter bleiben dort, wo sie derzeit stationiert sind. In verschiedenen EU-Ländern, in Großbritannien und in der Schweiz. Sie werden nach lokalen Verträgen entlohnt, auch die Steuern werden in den entsprechenden Ländern abgeführt.

Ob das Wiener Büro noch heuer eröffnet wird, ist offen. Eine niedrige zweistellige Zahl an Jobs soll entstehen. Carolyn McCall muss aber ohnehin die Mitarbeiter in Großbritannien beruhigen. Dort geht die Angst um, ihre Jobs würden verloren gehen. (rebu)