Der Stein-Uschebti gab den Namen des Besitzers des Grabes preis: Es handelt sich um den Goldschmiedemeister Chnummose.

Foto: Julia Budka/LMU

Archäologen haben im heutigen Sudan auf der Nilinsel Sai ein bisher unbekanntes Pyramidengrab mit mehreren Bestattungen freigelegt. Das Team um Julia Budka von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) schließt aus dem rund 3.400 Jahre alten Fund auf interkulturelle Verflechtungen in der Bevölkerung der altägyptischen Siedlung Sai im damaligen Nubien, das als "Goldland der Pharaonen" galt.

Das Grab, in dem die Überreste von 15 Erwachsenen und mehreren Kindern gefunden wurden, lässt sich dem Goldschmiedemeister Chummose zuordnen. Die Entdeckungen belegen, wie rasch sich die lokalen Eliten auf Sai im Neuen Reich ägyptisierten, nachdem König Thutmosis III. das afrikanische Kermareich in Nubien zerschlagen hatte. Die frühesten Bestattungen auf Sai in ägyptischem Stil gehen auf die Zeit dieses Königs zurück.

Besatzungsmacht Ägypten

Budka und ihre Kollegen haben in den vergangenen fünf Jahren parallel an drei Fundorten ägyptischer Siedlungen aus der Zeit des Neuen Reichs zwischen 1500 und 1200 vor unserer Zeitrechnung geforscht. Ihre Ausgrabungen auf der Nilinsel Sai geben Einblick in den Lebensalltag zwischen den Abgesandten der Besatzungsmacht Ägypten und der damaligen lokalen nubischen Bevölkerung.

Unter anderem belegen ihre Funde, dass Sai länger bewohnt war als bisher bekannt. "Bislang ging man davon aus, dass mit der Gründung der neuen ägyptischen Siedlung Amara West die Siedlung auf Sai aufgegeben worden war. Unsere Funde belegen, dass einer der höchsten Beamten Ägyptens unter Ramses II, Hornacht, jedoch seine Residenz auf Sai hatte und auch dort bestattet wurde", sagt Budka. Damit wäre Sai bis etwa 1200 vor unserer Zeitrechnung und damit etwa 300 Jahre lang besiedelt gewesen. (red, 23.7.2017)