Vergangene Woche war ich mit zwei lieben Vorarlberger Menschen auf Urlaub am Wallersee. In unseren Gesprächen hörte ich immer wieder Wörter aus meiner Jugendzeit, deren Bedeutung ich kenne, die aber aus meinem aktiven Wortschatz verschwunden sind. Nichts Ungewöhnliches, wenn man sich etliche Jahrzehnte außerhalb seiner angestammten Sprachheimat aufhält.

Anders als Arnie Schwarzenegger, der, wenn er sich maskierte, in der Steiermark nicht als Biosteirer, sondern höchstens als radebrechender Ausländer mit unklarem Migrationshintergrund durchginge, bin ich meines Mutteridioms noch mächtig. Wenn's um den Schübling geht, meistere ich ein tadelloses Gsi und ein akzentfreies Odr wie nichts.

Nur in meinem Vokabular haben, wie gesagt, einige Wörter inzwischen den Status "Halb vertraut, halb fremd". "Wellaweag" etwa, was so viel bedeutet wie "ohnehin, sowieso, auf jeden Fall". Von einem Paar war die Rede, das man neuerdings "händlehebig", also "einander an den Händen haltend, Hand in Hand" durch Bregenz flanieren sehe. "Heba", das heißt "halten", begegnete mir auch im Adjektiv "zsemmahebig" ("zusammenhaltend"), zur Bezeichnung einer Person, die die Urvorarlberger Tugend der Sparsamkeit beherrscht und Geld und Gut zusammenhält, anstatt es unverantwortlich zu verschwenden.

Das Gegenteil wäre "ussebutzig", vom Verbum "verbutza", sprich: Geld sinnlos und aus schierer Lust beim Fenster hinauszuwerfen. Als Michael Köhlmeier vor ein paar Wochen bei der Verleihung des Adenauer-Preises befragt wurde, was er mit den 15.000 € Preisgeld zu tun gedenke, antwortete er, er werde es gemeinsam mit seiner Frau "verbutzen". Das muss in manchem Vorarlberger Ohr sehr frivol geklungen haben.

Die schon im "Händle"demonstrierte Vorliebe des Vorarlbergers zum Diminutiv findet man auch in einem Wort, das ich gerne mag, nämlich dem "Dächle", d. h. dem "kleinen Dach" (gemeint ist der Schirm. Ein "Dächlemacher" ist logischerweise ein Schirmhersteller. Diese Wörter kennen wohl nur noch ältere Vorarlberger). Damit genug. Lesen Sie diese Kolumne noch ein paar Mal durch und brillieren Sie bei Ihrem nächsten Vorarlbergurlaub mit einer perfekten Beherrschung der Landessprache. Und fügen Sie doch bitte hinzu, dass es der Krisenkolumnist war, der sie Ihnen beigebracht hat. (Christoph Winder, Album, 21.7.2017)