Shakespeare, das umgeschulte Lama wacht in der Schweiz über 350 Schafe.

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Angesichts einer digitalen Disruption der Berufswelt und der Robotersubstitution des Homo sapiens gilt es sicherlich, diesen Ungemütlichkeiten kreativ zu begegnen. Mobilität, Flexibilität, Weiterbildung oder Bedürfnisaskese sind kolportierte Rettungsringe, um auch in Hinkunft eine Existenz als sozialer Sorgenfall zu vermeiden.

Hier kommt Shakespeare als mögliches Vorbild ins Spiel. Unlängst wurde bekannt: Auf der Schweizer Alm Champillon im Kanton Waadt, oberhalb des schönen Genfer Sees, wacht das umgeschulte Lama über 350 Schafe. Sein ziemlich einschüchternder Blick soll vor allem Wölfe von dummen Menügedanken abhalten.

Es begab sich nämlich, dass an sich qualifizierte Wachhunde harmlose Wanderer und Radfahrer als Bedrohung missverstanden und laut wurden. Es folgte der innovative Entschluss, das bodenschonende, Raufutter verzehrende und angenehm ruhige Tier, also Shakespeare, einzustellen. Der als Lastenträger und Wolllieferant vielfach ausgezeichnete Vierbeiner, der seinen Unmut durch zielsicheres Spucken bekundet, habe die Umstellung, wie es heißt, exzellent bewältigt. Ob Shakespeare schon einen Wolf in die Flucht geschlagen hat, weiß zwar niemand so genau. Da sich der Schafbestand konstant hält, wird an der Qualifikation des Paarhufers als Schutztier jedoch nicht gezweifelt.

Bei aller Euphorie ist jedoch zu fragen, ob Shakespeare neben seinem neuen Beruf nicht auch noch seinen alten (Wolle liefern, Lasten tragen) zu bewältigen hat. Bis zur Beantwortung dieser Frage bezüglich Dreifachbelastung ist Shakespeare für die humane Welt kein wirkliches Vorbild. (Ljubisa Tosic, 22.7.2017)