Kapitänin Viktoria Schnaderbeck ist wieder völlig fit, davon konnten sich die ÖFB-Spitze und Teamchef Dominik Thalhammer überzeugen.

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Virginia Kirchberger überzeugte zuletzt in der Abwehr.

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"So much more." Diese drei Wörter sind auf Virginia Kirchbergers Unterarm eintätowiert. "Das Leben", sagt sie, "hat so viel mehr zu bieten." Am Dienstag bot ihr das Leben einen unvergesslichen Abend. Der 1:0-Sieg gegen die Schweiz, sagt die Verteidigerin, "war etwas Besonderes. Das kann uns keiner nehmen." Ein bisschen schwirrt der Erfolg noch im Kopf der 24-Jährigen herum. Aber der Blick ist nach vorn gerichtet.

Am Samstag treffen die Österreicherinnen in ihrem zweiten EM-Spiel auf die Gruppenfavoritinnen aus Frankreich. Respekt habe man vor Stars wie Eugénie Le Sommer, Amandine Henry, Élodie Thomis oder Wendie Renard. "Aber", sagt Kirchberger, "wir haben gar keinen Druck." Die Außenseiterrolle mache sie weniger nervös als die Favoritenrolle. "Es macht Spaß, den Gegner zu ärgern."

Schnaderbeck wohl von Beginn an

Die Französinnen haben ihr erstes Spiel gegen Island 1:0 gewonnen. "Sie werden uns alles abverlangen", sagt Viktoria Schnaderbeck. Die Kapitänin dürfte in Utrecht wieder von Beginn an spielen. Gegen die Schweiz wurde die 26-Jährige nach ihrer gerade überstandenen Knieverletzung in der 77. Minute eingewechselt. Bis dahin hatte Kirchberger Schnaderbecks angestammte Position in der Innenverteidigung übernommen.

Und die Wienerin hat ihre Sache gut gemacht. Mag sein, dass sie am Samstag in die Außenverteidigung rückt, vielleicht muss sie auch auf der Bank Platz nehmen. Prinzipiell spielt Kirchberger lieber Innenverteidigerin, eine Position, die sie auch bei ihrem Verein MSV Duisburg innehat. "Aber ich bin froh, wenn ich überhaupt spielen darf."

Schnaderbeck: "Brauchen super Tag"

Eine der Stärken des Teams von Dominik Thalhammer ist die Flexibilität in puncto Spielsystem. Die ständige Umstellung sei schon fast ein Automatismus, sagt Kirchberger. Schnaderbeck: "Mit unserer Herangehensweise hat jedes Team Probleme." Dass die Französinnen sehr von sich überzeugt seien, könnte ein Vorteil für Österreich sein. "Aber man muss es realistisch sehen. Wir brauchen einen super Tag."

Kirchberger beginnt aufzuzählen, auf wen man bei den Gegnerinnen besonders aufpassen müsse. Es ist eine lange Aufzählung. Schnaderbeck: "Sie werden temporeicher als die Schweizerinnen spielen, mehr Nadelstiche setzen." Die Abwehr ist ziemlich gefordert. Die Offensivabteilung wird es auch nicht leichter haben. "Viele Chancen werden wir wahrscheinlich nicht kriegen", sagt Nicole Billa. Vor Wendie Renard, die viele als weltbeste Verteidigerin sehen, hat sie Respekt, aber keinen "Überrespekt".

Frankreich gewann alls bisherigen Duelle

Die Französinnen werden seit Jahren bei Europa- und Weltmeisterschaften als Mitfavoritinnen gehandelt. Also nimmt sich die Equipe auch diesmal den Titel vor. Unter Trainer Olivier Echouafni, der seit September 2016 im Amt ist, hat sie noch nicht verloren. Auch gegen Österreich hat Frankreich noch nie verloren – fünf Spiele, fünf Siege.

"Wir werden versuchen, den Französinnen mit unseren Mitteln Probleme zu bereiten", sagt Thalhammer. Der Einsatz von Sarah Zadrazil, die am Dienstag einen Einriss des vorderen Syndesmosebandes im Knöchel erlitten hatte, ist fraglich. Am Donnerstag absolvierte sie ein erstes leichtes Training.

Schnaderbeck fühlt sich indes topfit. "Das Knie ist super, es bleibt stabil." Ihr Kurzeinsatz gegen die Schweiz sei wichtig gewesen, "um in den Spielrhythmus zu finden und den Druck etwas abzulegen". Am Samstag liegt der Druck ohnehin bei den Französinnen. "Wir gehen mit Freude ins Spiel", sagt Kirchberger. Und sollte es nicht mit einer Überraschung klappen. Das Leben hat so viel mehr zu bieten. (Birgit Riezinger, 21.7.2017)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen:

Frankreich – Österreich (Samstag, 20.45 Uhr/live ORF eins, Utrecht, Stadion Galgenwaard, SR Jana Adamkova/CZE).

Frankreich: Bouhaddi – Houara-d'Hommeaux, Georges, Renard, Karchaoui – Abily, Henry, Bussaglia – Thomis, Le Sommer, Diani

Ersatz: Philippe, Gerard – Perisset, Tounkara, M'Bock Bathy, Toletti, Lavogez, Geyoro, Catala, Thiney, Delie

Fraglich: Le Bihan (Knöchelverletzung)

Österreich: Zinsberger – Schiechtl, Kirchberger, Wenninger, Aschauer – Puntigam, Schnaderbeck – Feiersinger, Billa, Makas – Burger

Ersatz: Pfeiler, Größinger – Georgieva, Naschenweng, Maierhofer, Eder, Prohaska, Dunst, Klein, Pinther, Enzinger

Fraglich: Zadrazil (Einriss des vorderen Syndesmosebandes)