Der neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat sich selbst ein Luxusproblem geschaffen: Er will hundert unabhängige Persönlichkeiten, die nicht aus dem Parteikader stammen, auf der Bundesliste der ÖVP für das Parlament präsentieren. Tatsächlich werden aber nicht mehr als fünf oder sechs Kandidaten über die Bundesliste in den Nationalrat einziehen, die Liste hat also mehr Symbolcharakter und den Anschein eines PR-Spektakels.

Ganz anders die Situation bei der SPÖ: Dort verzichtet Parteichef Christian Kern zur Gänze auf Quereinsteiger, weiß aber nicht, wie er dem Ansturm der Parteifunktionäre begegnen soll. Neben den noch nicht über die Landeslisten versorgten Regierungsmitgliedern muss er den Gewerkschaftern in seiner Partei entgegenkommen, die Anspruch auf mehrere Mandate stellen. Dabei sollte der SPÖ-Chef auch die Frauen und vor allem die Jugend sichtbarer machen, wenn er im Wahlkampf bei einem etwas jüngeren Publikum punkten will.

Zwei junge Frauen rennen um ihr Leiberl auf der Liste: Katharina Kucharowits, Vorsitzende der recht braven und angepassten Jungen Generation in der SPÖ, und Julia Herr, Vorsitzende der widerspenstigen Sozialistischen Jugend, bemühen sich um ein Mandat an sicherer Stelle. Folgt Kern den sonstigen Parteiwünschen, wird er bestenfalls eine der beiden bedienen können. Und muss sich entscheiden. Wer wird's? Die Wette gilt. (Michael Völker, 21.7.2017)