Frankreichs Coach Olivier Echouafni war frustriert.

Utrecht – Frankreich ist der Favoritenrolle im Fußball-Frauen-EM-Duell mit Österreich nicht gerecht geworden und muss vor dem letzten Spieltag der Gruppe C noch um den Aufstieg zittern. Coach Olivier Echouafni war nach dem 1:1 am Samstagabend in Utrecht verständlicherweise nicht gut gelaunt. "Ich bin frustriert, weil wir uns den Sieg verdient gehabt hätten", sagte der 44-Jährige.

Das sah auch Mittelfeldspielerin Camille Abily so: "Österreich war sehr gut, das haben wir aber vorher schon gewusst. Sie haben großartige Spielerinnen, aber es war trotzdem so, dass wir es uns verdient gehabt hätten zu gewinnen. Wir haben aber unsere Möglichkeiten vergeben."

"Es ist nicht wie eine Niederlage"

Fehlende Effizienz war wie auch schon beim 1:0-Auftaktsieg gegen Island der Hauptgrund für die Probleme des Weltranglistendritten. Frankreichs Coach hatte für die ÖFB-Spielweise keine lobenden Worte parat. "Österreich hat nicht wirklich Fußball gespielt, ist hinten drinnen gestanden und hat auf Fehler gewartet", war Echouafni verärgert. Das auch über den Gegentreffer zum 0:1 (27.) durch Lisa Makas. "Wir haben es ihnen ermöglicht zu treffen", so der Ex-Profi-Kicker.

Die Reaktion seiner Mannschaft hat ihm dafür gefallen. Im Aufstiegsrennen ist seine Truppe genauso wie Österreich weiter in der Pole Position. Auch deshalb konnte Echouafni mit dem Ergebnis leben. "Es ist nicht wie eine Niederlage. Und man muss auch bedenken, dass es schwierig ist, Chancen zu kreieren gegen eine Mannschaft, die wie Österreich spielt", analysierte der Ex-Sochaux-Männertrainer.

Rotation

"Les Bleues" reicht zum Abschluss gegen die Schweiz am Mittwoch in Breda ein Punkt zum Weiterkommen. "So denken wir aber nicht. Für uns ist ein Punkt nicht genug, das ist nicht unser Anspruch", sprach Abily Klartext. Man müsse gegen die Eidgenossinnen Tore schießen, besser spielen und gewinnen. "Ich hoffe, dass das gelingt", so Abily.

Sie war der Rotation ihres Trainers zum Opfer gefallen, erst ab der 78. Minute zum Zug gekommen. Echouafni hatte seine Startelf gleich an fünf Positionen gegenüber dem Duell mit Island verändert. Das wäre beinahe gänzlich in die Hose gegangen.

"Gegen die Besten der Welt"

Für die Österreicherinnen reicht im abschließenden Gruppenspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/live ORF eins) gegen Island in Rotterdam schon ein Unentschieden. Vielleicht gar eine Niederlage, sollte Frankreich im Parallelspiel gegen die Schweiz punkten, wovon grundsätzlich auszugehen ist.

Frankreichs deutlich höhere individuelle Klasse war vor allem in den ersten 20 Minuten zu sehen. Da hatte die ÖFB-Auswahl in allen Belangen das Nachsehen, große Probleme. "Natürlich war auch Nervosität dabei, man spielt ja gegen die Besten der Welt", gestand Virginia Kirchberger, einer der beiden Eckpfeiler in der Innenverteidigung. Mit der Zeit habe man sich aber gefangen und das Pressing durchziehen können.

Bremse

"Wir hatten Probleme in den letzten 15 Minuten, wegen der Intensität des Spiels", wusste Coach Dominik Thalhammer. Für Mittelfeldspielerin Laura Feiersinger war die Schlussviertelstunde sehr zäh. "Frankreich war am Drücker und körperlich waren wir alle schon sehr an der Grenze", gestand die SC-Sand-Legionärin.

"Es ist sicherlich grandios für uns", betonte Thalhammer. Allzu große Euphorie wollte er aber nicht versprühen. Die Chancen auf den Aufstieg seien zwar gestiegen, man müsse aber gegen Island noch eine gute Leistung bringen.

Das sollte nach dem bisher bei dem Turnier Gesehenen machbar sein. In dem nach dem Spiel auf dem Weg von Utrecht ins Teamquartier nach Wageningen neuerlich zum "Partybus" umfunktionierten Teambus dürfte nicht zum letzten Mal bei diesem Turnier beste Stimmung geherrscht haben. (APA, red, 23.7.2017)