Mit dem Versuch mit Erotik im Netz geschäftlich zu punkten, ging man in Steyr gehörig baden.

Foto: Schwimmschule Steyr

Sollte unter den Freibad-Gästen das Sonnen-Öl zur Mangelware werden ...

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Linz – Plant der Nachwuchs den ersten Alleingang ins Freibad, so will das aus Elternsicht durchaus gut vorbereitet sein. Die Badehose muss sitzen, das Handtuch flauschig und die Sonnencreme dabei sein. Und bei allem Verständnis für so manch pubertäres Balzverhalten: Es gibt Benimmregeln in den Badeanstalten dieses Landes. Und auch die gilt es dem Kind im freibadreifen Alter zu vermitteln.

Magdalena Rohregger, zweifache Mutter und AHS-Lehrerin in Steyr, ging noch einen kleinen Schritt weiter. Nachdem der Badeknigge den Kindern nähergebracht war, regte sich in Rohregger das Bedürfnis, sich selbst noch rasch ein Bild vom gewählten Nass zu machen. Ein relativ leichtes Unterfangen, verfügt doch die traditionsreiche Schwimmschule Steyr – immerhin das älteste Arbeiterbad Europas – über eine reich bestückte Website.

Überraschung im Onlineshop

Doch hinter der Badekulisse mit Geschichte tat sich, zum Erstaunen Magdalena Rohreggers, ein völlig neues Bild auf: Die vom heute verantwortlichen Verein der Freunde der Schwimmschule als Betreiber eingesetzte Bademeisterfamilie betreibt über die Freibadwebsite auch einen eigenen Onlinehandel. Neben allerlei harmlosen Badeaccessoires und Fitnessprodukten findet sich dort auch schnell die Rubrik Erotik – und dort wird es heißer als an so manchem Badetag. Tantraöl, dehnbare Penisbänder inklusive Kabel und Druckknöpfen, Vibratoren in unterschiedlichsten Ausführungen. Als Betreiber scheint Kaiserconsult auf. Als Geschäftsführer eingetragen ist Alexander Kaiser – Spross der gleichnamigen Steyrer Badewaschldynastie.

"Ich hab mir gedacht, ich seh nicht recht. Ich versuche meine Kinder von der Wichtigkeit des guten Benehmens im Freibad zu überzeugen, und die Betreiber verkaufen Sexspielzeug. Eigentlich unglaublich", ärgert sich Rohregger im STANDARD-Gespräch.

Es habe nichts mit Prüderie zu tun, aber "auf der Homepage eines Schwimmbades, das vorwiegend von Familien und Kindern besucht wird, hat so etwas nichts verloren". Vor allem bestehe die Gefahr, dass so "einschlägiges Publikum" angezogen werde.

In der Schwimmschule gibt man sich auf Anfrage ahnungslos. "Das ist ja schrecklich. Ein Fauxpas der Extraklasse. Den Onlineshop betreibt mein Bruder – und der is a bissi eigen. Ich hab nicht gewusst, dass dort solche Dinge verkauft werden", erklärt Betreiber René Kaiser. Er habe aber "immer wieder gesagt", dass der Onlineshop nicht über die Website laufen dürfe. Kaiser: "Ich verstehe den Ärger der Mutter total. Wir werden das umgehend offline nehmen, versprochen."

Alexander Kaiser selbst führt im STANDARD-Gespräch aus, es handle sich um einen Präsentationsshop, welcher "nur zu Testzwecken implementiert wurde". Kaiser: "Hier ist insofern ein Versehen passiert, dass der Link nach wie vor im Menü verfügbar war." (Markus Rohrhofer, 23.7.2017)