Bild nicht mehr verfügbar.

Mikroelektronik, im Bild ein Silicon-Wafer, ist die Schlüsseltechnologie der nächsten Jahre und Jahrzehnte, sagen Experten. Kaum ein Lebensbereich kommt ohne elektronische Steuerelemente aus. Österreich will sich an die Spitze der Entwicklung setzen.

Foto: reuters/flauraud

Wien – Zwölf Wochen vor der Nationalratswahl haben die politisch Verantwortlichen die Pfosten für die Zeit danach eingerammt – zumindest was die Mikroelektronik betrifft. Insgesamt sollen bis 2022 rund 280 Millionen Euro in diesen nicht zuletzt von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) als "Schlüsseltechnologie der Zukunft" titulierten Bereich fließen, vorrangig für Forschungsprojekte. "Das Programm ist auf Schiene," sagte Sabine Herlitschka, Vizepräsidentin des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie und zugleich Chefin von Infineon Österreich, bei der Vorstellung der Initiative am Montag. Der Wahlausgang habe keinen Einfluss mehr auf das Programm.

70 Millionen Euro steuert der Bund bei, 70 Millionen zahlen die Bundesländer Kärnten, Oberösterreich und Steiermark dazu, macht 140 Millionen Euro. Die Industrie ihrerseits hat sich verpflichtet, diese Summe zu verdoppeln. Villach wird im Namen des Clusters Sensorik- und Leistungselektronik beisteuern, wo sich vor allem im Bereich autonomes Fahren große Chancen eröffnen sollten. Linz klinkt sich mit Hochfrequenztechnologie ein, wo es nicht nur, aber auch um Speicherkapazitäten geht. In Graz hingegen soll alles zusammengeführt werden. Ein strategischer Beirat wählt die förderungswürdigen Projekte aus, Unternehmen aus Bundesländern außerhalb des Clusters könnten sich genauso einklinken, sagte Infrastrukturminister Jörg Leichfried (SPÖ), schließlich heiße das Programm "Silicon Austria".

Cluster wirken

Österreich habe gute Erfahrungen mit Clustern gemacht, sei es im Bereich Automobil in der Steiermark oder in Biotech in Wien. Das soll nun in der Mikroelektronik, die sämtliche Lebensbereiche erfasst hat, wiederholt werden. "Das ist eine strategische Initiative, mit der Österreichs Industrie in zehn bis 15 Jahren an der Spitze Europas stehen soll", sagte Kanzler Kern. Wenn es gelinge, durch Zusammenführen universitärer und außeruniversitärer Forschung mit Entwicklungsaktivitäten von Unternehmen im Bereich Mikroelektronik internationale Sichtbarkeit zu erlangen, ziehe das auch neue Unternehmen an.

500 neue Forschungsjobs erwartet

Die beteiligten Politiker, darunter Kärntens Technologiereferentin Gaby Schaunig (SPÖ), Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) aus der Steiermark und Michael Strugl (ÖVP), Forschungsreferent von Oberösterreich, gehen von etwa 500 neuen Jobs im Bereich Forschung und Entwicklung aus, die durch diese Initiative geschaffen werden. Österreichweit sind derzeit knapp 200 Unternehmen im Bereich Mikroelektronik tätig, die zusammen rund 63.000 Mitarbeiter beschäftigen und etwa 80 Milliarden Euro umsetzen. (Günther Strobl, 24.7.2017)