Ein solides Ensemble spielt die keineswegs altbackene Inszenierung.

Foto: Bernd Schranz

Nicht nur auf dem Salzburger Domplatz wird die Endlichkeit verhandelt, sondern auch in einem Zirkuszelt in Telfs. Unter sternenbesetztem Firmament und auf einem Schotterhügel, der als Bühne fungiert, wirft der ausgefuchste Brandner Kaspar (Alfred Kleinheinz) einen prüfenden Blick ins Jenseits.

Das himmlische Setting wurde mit Zwischenapplaus bedacht: Bühne (Karl-Heinz Steck setzt auf einfache Pressspanelemente) wie Kostüm (Uschi Haug hüllt in fesche Dirndln und zünftige Krachlederne). Angetan von den blondgelockten Engelchen, die es bevölkern, und dem Wiedersehen geliebter Gesichter, befindet Brandner das Paradies für gut. Doch bis es so weit ist, hat es geschlagene drei Stunden gedauert. Denn der bauernschlaue Brandner wollte anfänglich partout nicht aus dem Leben abtreten. Mit 72 Jahren von der himmlischen Obrigkeit angezählt, schickt man ihm den Boandlkramer ins Haus, um ihn ins Jenseits zu holen.

18 Jahre mehr und weniger

Doch Gevatter Tod scheitert am unbändigen Lebenswillen des alleinerziehenden Großvaters. Dieser füllt den ungebetenen Gast mit Kirschwasser ab und übertölpelt ihn mit einer gezinkten Kartenpartie. Zusätzliche achtzehn Lebensjahre kann sich der Brandner herausverhandeln. Doch der Preis ist hoch, denn die Bilanz im Jenseits muss stimmen. Und so muss Brandners Enkelin Marei (Daniela Bjelobradic) achtzehn Jahre vor der Zeit in die Ewigkeit.

Markus Völlenklees Inszenierung von Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben – nach Franz von Kobell in der Fassung von Kurt Wilhelm – hat vergangenen Samstag umjubelt die Tiroler Volksschauspiele eröffnet.

Völlenklee bedient sich des bewährten Regelwerks eines Bauernschwanks, altbacken ist die Inszenierung dennoch nicht. Deutschen-Bashing kommt in Tirol immer noch gut. Ein solides Ensemble wird überstrahlt vom Regisseur selbst in seiner fulminanten Charakterstudie als hohläugiger Boandlkramer. Ein Genuss, ihm zuzusehen, wie er den Verlockungen des Alkohols erliegt, den Schnaps hemmungslos in sich hineinschüttet und wie er sich dann der Zores im Himmel entwindet. Standing Ovations. (dns, 24.7.2017)