Neue, schicke O-Busse kurven durch die Stadt Salzburg. Sie fahren aber kaum mehr Kilometer als ihre Vorgänger in den 1990er-Jahren.

foto: salzburg ag

Salzburg – Nach Jahrzehnten wurde das größte Freibad der Landeshauptstadt, das Leopoldskroner Bad im gleichnamigen Stadtteil, diesen Sommer erstmals an das öffentliche Busnetz angebunden – zumindest für die Badesaison. Der Wermutstropfen für die Busbenutzer folgte sofort: Denn inzwischen gilt auch wieder der Sommerfahrplan.

Wobei das Wort "Sommerfahrplan" eine Beschönigung sei, wie der Verkehrssprecher der Stadtgrünen/Bürgerliste, Bernhard Carl, im STANDARD-Gespräch meint: "Es handelt sich schlicht um eine spürbare Ausdünnung des Angebotes." Tatsächlich reduziert die Salzburg AG, als Betreiberin des Busnetzes, das Angebot in den Sommermonaten beträchtlich. Selbst auf Hauptlinien gibt es nur mehr einen 15-Minuten-Takt – an Wochentagen. Am Sonntag fährt der Oberleitungsbus dann nur mehr zwei Mal in der Stunde.

Bei der Salzburg AG begründet man diese seit Jahren geübte Praxis mit der Reduktion der Fahrgastzahlen im Sommer um ein Drittel. Wobei die Frage, was zuerst war, weniger Angebot oder die sinkenden Fahrgastzahlen, nicht beantwortet wird.

Auch sonst reagiert man bei der Salzburg AG bei dem Thema zurückhaltend. Fragen nach den eigentlichen Gründen für die Angebotsbeschränkung werden mit einer Fahrgaststeigerung von 17 Prozent in den vergangen zehn Jahren kommentiert. Und: "Dichtere Intervalle alleine, ohne schnelle Obusse durch den Ausbau von Busspuren oder eine Reduktion des Individualverkehrs sind nicht die Lösung – auch im Sommer nicht."

6,2 Millionen Jahreskilometer

Dabei sind die Kerndaten gar kein so großes Geheimnis. Bei der Fusion der Salzburger Stadtwerke mit dem Landesenergieversorger Safe zur Salzburg AG im Jahr 2000 wurde eine Art Basiskilometerleistung vertraglich fixiert, welche die Salzburg AG zu leisten hat. Orientierungspunkt dieser "Basisversorgung" war das Jahr 1999. Damals fuhren die Busse in der Stadt insgesamt exakt 6.160.971 Kilometer. Seither gelten diese 6,2 Millionen Kilometer als de facto Obergrenze der Buskilometer. Jedes zusätzliche Angebot hätte die Stadt extra zu bezahlen.

Eine dem STANDARD vorliegende Auflistung bis 2016 bestätigt die Praxis der Obergrenze. Jede Ausweitung des Angebotes führte an einer anderen Stelle zu Einschränkungen bei Betriebszeiten, Takt oder Routenlänge. Die Kilometeranzahl sollte ja aus Sicht der Stadtpolitik gehalten werden.

Höhere Kosten

Um den Anteil der Öffis am Gesamtverkehr in der Stadt Salzburg von aktuell nicht einmal 15 Prozent wieder zu heben, müsse die Stadt tiefer in die Taschen greifen als bisher, sagt der Verkehrssprecher der Stadtgrünen Carl. Erster Schritt: Das für 2018 von Stadtgrünen und SPÖ angekündigte Ende des "Sommerfahrplanes" dürfte ersten Schätzungen nach auf 900.000 Euro kommen. (Thomas Neuhold, 25.7.2017)