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West Ham lässt sich die Dienste von Marko Arnautovic einiges kosten.

Foto: Reuters / Darren Staples

Es war im Frühjahr 2010, da bezeichnete Andreas Herzog den damals 20-jährigen Marko Arnautovic als besten österreichischen Fußballer der vergangenen 30 Jahre. "Es gab einen Krankl, einen Herzog, einen Polster, einen Prohaska, aber Arnautovic stellt sie alle in den Schatten – wenn er sein Potenzial abruft."

Das Diktum des Rekordinternationalen löste viel Widerspruch aus, zumal damals absehbar schien, dass der gepriesene Sohn eines Serben und einer Österreicherin – mithin kein untypisches Kind des Wiener Arbeiterbezirks Floridsdorf – sein Vermögen aus charakterlichen Gründen kaum je vollständig zeigen würde. Immerhin, Arnautovic hat genug aus seinem Talent gemacht, um jetzt zum teuersten Fußballer zu werden, den Österreich je hatte. An die 28 Millionen Euro lässt sich der englische Mittelständler West Ham United den Offensivgeist kosten. Knapp 30 Millionen Euro Gehalt für fünf Jahre machen die Londoner zudem locker. Besser verdient wohl nur Spezi David Alaba bei den Bayern, den Arnautovic gerne Bruder nennt.

Familien spielten wichtige Rollen in Arnautovics Entwicklung vom halblustigen Fußball-Hallodri zum reich tätowierten Kultkicker und Leistungsträger. Zunächst natürlich die eigene: Bruder und Berater Danijel, vor allem aber Ehefrau Sarah und die vergötterten Töchter Emilia (5) und Alicia (2), die ihn Verantwortungsgefühl gelehrt hätten. Zur übergeordneten sportlichen Heimat wurde die Nationalmannschaft mit Ziehvater Marcel Koller, der ungeachtet aller Unkenrufe auf Arnautovic setzte und bei "Arnie" damit richtige Saiten zum Schwingen brachte.

Seit dessen Wechsel im Sommer 2013 zum englischen Klub Stoke City, der jetzt das große Geschäft machte, hat es sich auch mit den Eskapaden, die Arnautovics fußballerische Brillanz lange spielend überdeckten. Startrainer José Mourinho zaubert zwar die bloße Nennung seines Namens ein Lächeln ins Gesicht, brauchbar schien ihm der lustige Jungprofi einst bei Inter Mailand wegen Disziplinlosigkeit aber nicht. Den rauschenden Mailänder Nächten an der Seite von Wohnungsgenosse Mario Balotelli folgten deutlich unerquicklichere Episoden in Bremen. Als der Problemprofi von Werder während einer Verkehrskontrolle einem verblüfften Beamten beschied, dass er genug verdiene, um dessen Leben kaufen zu können, war der Tiefpunkt erreicht. Heute denkt sich Marko Arnautovic derartige Unverschämtheiten maximal. Eher aber nicht. (Sigi Lützow, 24.7.2017)