Eamonn Donnelly (l.) und Sepp Tieber-Kessler auf ihrem langem Weg durch Europa.

Foto: Sepp Tieber-Kessler

Graz/Keady – Per pedes von Graz nach Nordirland – was nach vielen Blasen an den Füßen klingt, ist für die zwei Freunde und Musiker Sepp Tieber-Kessler und Eamonn Donnelly eine Sommerexpedition mit einer Botschaft: Bewusstsein für Demenz schaffen. "The Long Walk Home" erinnert an die Mutter von Donnelly, die an einer seltenen Form der Krankheit verstorben ist. Bis Frankreich haben es die beiden schon geschafft.

Am 18. Juni waren die beiden Männer in Hitzendorf nahe Graz losgegangen. Sie wollen Anfang September Keady in Nordirland erreichen. In einem Blog im Internet halten sie ihre Gefolgschaft auf dem Laufenden und teilen emotionale wie physische Höhen und Tiefen. Die beiden kennen sich seit 25 Jahren und spielen auch beinahe schon so lange gemeinsam in der Band Boxty irische Folk-Musik. Donnelly wurde in Keady geboren und lebt seit 1990 in Österreich. Ihm kam die Idee zum "Long Walk Home" nach dem Tod seiner Mutter.

Tod der Mutter als Beweggrund

Der gebürtige Nordire hatte sich angesichts der tödlichen Krankheit seiner Mutter Margaret machtlos gefühlt, beschreibt er seine Beweggründe. Es müsse viel mehr getan werden, um Demenz besser zu verstehen. Der Fußmarsch nach Nordirland soll einen kleinen Beitrag dazu leisten, um Bewusstsein zu schaffen. Zudem will er damit seiner Mutter danken. Monatelang hat er sich zusammen mit Tieber-Kessler auf die Expedition vorbereitet. Wandern, campen und mehr als 2.300 Kilometer zu Fuß hinter sich bringen – das sind die Ziele. Zudem sammeln sie auf diesem Weg Spenden, die in die Demenzforschung fließen sollen, und geben spontane Gigs, sofern ihnen jemand eine Gitarre leiht.

Die ersten Tage führte die Route die beiden auf den Zirbitzkogel, weiter ins Großarltal, nach Pfaffenschwendt in Fieberbrunn in Tirol, und schließlich verließen sie am 3. Juli das österreichische Staatsgebiet und erreichten Bayern. Nach einem knappen Monat zogen sie noch in Deutschland eine erste Bilanz: Niemals hätten sie mit "so viel Entgegenkommen, Anteilnahme und Neugierde gerechnet. Mit wenigen Ausnahmen waren die Menschen, denen wir unser Projekt erklärt haben, begeistert und wünschten uns zumindest alles Gute".

Schlafen im Bahnwärterhäuschen

Etwa einmal pro Woche leisten sie sich ein Zimmer. Die restlichen Übernachtungen waren des öfteren in privaten Gartenhäusern, Schuppen oder unter Vordächern, manchmal auch in Häusern, bei überdachten Plätzen bei Kirchen, auf Sportplätzen, einmal etwa in einer Umkleidekabine eines Fußballvereines, in einem Bahnwartehäuschen und in Alpenvereinshütten.

Am 19. Juli erreichten sie Frankreich und am Montag gelangten sie nach Sainte-Marie-aux-Chenes, das etwa auf halber Strecke zwischen dem französischen Nancy im Süden und Luxemburg im Norden liegt. Zu den kommenden Etappenzielen zählen Calais, von wo sie nach Dover in Großbritannien gelangen wollen.

Durch die Wicklow Mountains

Die Route wird sie weiter nach Redhill und damit südlich an London vorbei durch England führen. In Wales wollen sie bis Fishguard wandern und in Rosslare erstmals irischen Boden betreten. Anschließend planen sie die Ostküste Irlands entlang, durch die Wicklow Mountains und Dublin bis nach Keady in Nordirland zu gehen.

Auf ihrem Blog kann den beiden Männern gefolgt werden. (APA, 25.7.2017)