Wien – Fritz Plasser hält den Auftakt für gelungen. Als "erfrischend" hat der Politikwissenschafter die Präsentation von Peter Pilz und seinen ersten vier Kandidaten empfunden: "Das hatte nichts Großsprecherisches an sich, sondern wirkte sachlich, ruhig und fast schon bescheiden."

Nicht nur deshalb lehnt sich Plasser bereits jetzt, fast drei Monate vor der Nationalratswahl, mit seiner Prognose weit hinaus. Dass Pilz mit seiner Liste die für den Nationalrat nötigen vier Prozent schaffe, hält er für zu 90 Prozent sicher; und wenn sich der Ex-Grüne keinen kapitalen Fehler leiste, "rechne ich für ihn mit sechs bis sieben Prozent". Um Platz eins in der Liga der Kleinparteien würden sich Grüne, Neos und die Liste Pilz ein enges Rennen liefern.

Der neue Mitbewerber habe das Potenzial, eine sehr heterogene Wählerschaft anzusprechen, analysiert der Experte – das beginnt natürlich beim grünen Lager: Die Schwäche der von Querelen gebeutelten Mutterpartei sei die Stärke des Peter Pilz, der sich für frustrierte Grünwähler als logische Alternative anbiete.

Personifizierte Abrechnung mit dem System

Im Pool der SPÖ-Wähler sei Pilz für jene attraktiv, denen die Politik unter Parteichef Christian Kern und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil zu wenig links ist, sagt Plasser, und auch das Buhlen um FPÖ-affine Protestwähler hält er nicht nur für Wunschdenken: "Pilz steht eben für den Kampf gegen Korruption und den politischen Islam." Gut möglich, dass sich da sogar ein, zwei Prozent von Sebastian Kurz abjagen ließen.

Als personifizierte "Abrechnung mit dem politischen System" könnte er eine Art österreichischen Bernie Sanders spielen – und die Mehrheitsverhältnisse im Nationalrat entscheidend beeinflussen. Sei Pilz erfolgreich, so Plasser, könnte die Konsequenz sein, "dass sich Rot-Blau nicht mehr ausgeht". (Gerald John, 26.7.2017)