Jerusalem – Wegen der Berichterstattung über die Tempelberg-Krise will Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu das Jerusalem-Büro des TV-Senders Al Jazeera schließen. "Das Al-Jazeera-Netzwerk hört nicht auf, rund um den Tempelberg zu Gewalt aufzuhetzen", schrieb Netanjahu am späten Mittwochabend auf Facebook.

Nach einem blutigen Attentat am Tempelberg in Jerusalem Mitte Juli und den neuen Sicherheitskontrollen war es in den vergangenen Tagen zu massiven Unruhen von muslimischen Palästinensern vor allem in Jerusalem gekommen. Auf dem Tempelberg liegen mit dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee zwei bedeutende religiöse Stätten des Islam. Der Hügel in der Altstadt von Jerusalem war außerdem Standort des jüdischen Zentralheiligtums, des Jerusalemer Tempels, der im Jahr 70 n. Chr. von den Römern zerstört wurde, und gilt daher für Juden als der heiligste Ort überhaupt.

Netanjahu schrieb, er habe bereits mehrfach mit den zuständigen Behörden darüber gesprochen, das Al-Jazeera-Büro in Jerusalem zu schließen. "Sollte dies nicht passieren aufgrund gesetzlicher Auslegungen, werde ich darauf hinarbeiten, die erforderlichen Gesetze zu erlassen, um Al-Jazeera aus Israel zu vertreiben."

Der Jerusalemer Büroleiter, Walid al-Omari, hatte bereits im Juni die Berichterstattung des Senders verteidigt. "Wir hetzen nicht gegen Israel oder irgendjemand anderen", sagte er damals laut der israelischen Nachrichtenseite "ynet".

Al Jazeera hat seinen Sitz im Golfemirat Katar. Zuletzt hatten im Zuge der Krise am Golf Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate die generelle Schließung von Al Jazeera gefordert.

Am 14. Juli hatten drei arabische Attentäter zwei israelische Polizisten am Eingang zum Tempelberg getötet. Die Angreifer wurden erschossen. Israel schloss daraufhin die Muslimen wie Juden heilige Stätte und verfügte neue Sicherheitskontrollen für muslimische Gläubige.

Dies löste blutige Unruhen aus, bei denen vier Palästinenser getötet und mehrere Hundert verletzt wurden. Ein Palästinenser erstach drei Menschen in einer israelischen Siedlung im Westjordanland. Israel ließ die Metall-Detektoren aufgrund der Proteste am Dienstag wieder abbauen. (APA, dpa, 27.7.2017)