Zürich – Das Römische Reich wurde mehrfach von folgenschweren Malaria-Epidemien heimgesucht, bereits in der Antike hatte sich die von Stechmücken verbreitete Krankheit über nahezu den gesamten Mittelmeerraum ausgebreitet. Sardinien schien diesbezüglich eine "Insel der Seligen" gewesen zu sein – aber nur, weil man bislang noch keinen Beleg dafür gefunden hatte, dass die Krankheit auf der Insel schon vor dem Mittelalter auftrat. Das hat sich nun geändert.

Spuren im Erbgut

Weil sich alte DNA des Malaria-Erregers selbst nur sehr schwer gewinnen lässt, untersuchten Forscher um Claudia Vigano und Abigail Bouwman von der Universität Zürich das Erbgut eines vor rund 2.000 Jahren verstorbenen Römers mit sardischen Wurzeln auf Hinweise, dass sich die römische Bevölkerung genetisch an die Seuche angepasst haben könnte.

Bestimmte genetische Veränderungen stören den Aufbau der roten Blutkörperchen, in denen sich der Malaria-Parasit normalerweise einnistet, und verleihen so eine gewisse Immunität gegen die Krankheit. Diese genetisch bedingten Erkrankungen der roten Blutkörperchen werden auch Thalassämien genannt, und leichte Formen schränken die Gesundheit nicht stark ein.

Solche genetischen Veränderungen sind laut Uni Zürich auch heute noch in der Bevölkerung von Gegenden verbreitet, die früher Malaria-Gebiete waren – so auch auf Sardinien, das seit den 1950er-Jahren malariafrei ist, und in anderen Regionen im Mittelmeerraum.

Vigano, Bouwman und ihr Team entdeckten eine für Sardinien typische genetische Veränderung im Erbgut eines Römers, der im Zeitraum zwischen 300 und 100 vor unserer Zeitrechnung lebte. "Dies ist der erste dokumentierte Fall von genetischer Adaption an Malaria auf Sardinien überhaupt", erklärte Vigano. Zudem war der Römer offenbar Sarde und nicht erst kurz zuvor aus einem Malaria-Gebiet eingewandert.

Hintergrund

Die Geschichte von Krankheiten spielt auch für die heutige medizinische Forschung eine Rolle. "Wir erforschen die Evolution heutiger Krankheiten wie Malaria, um zu klären, warum der menschliche Körper überhaupt krank wird und wie Anpassungen geschehen", erklärte Studienleiterin Bouwman.

Trotz Fortschritten bei Prävention und Therapie fordert Malaria immer noch rund 400.000 Menschenleben pro Jahr. Besonders bei Kindern hat die Erkrankung oft tödliche Folgen. Derzeit ruhen große Hoffnungen auf der Entwicklung eines Impfstoffs. Bis dahin bleiben jedoch Moskitonetze und Insektizide gegen die Überträgermücken das beste Mittel der Prävention für die Bevölkerung von Malaria-Gebieten. (APA, red, 27. 7. 2017)