Die winzigen Satelliten haben ihren ersten Test im Erdorbit bestanden: Ein nur 3,5 Zentimeter großer Sprite konnte, angedockt an einem "Mutterschiff" (dem Latvian-Venta-Satelliten) Kontakt mit der Erde herstellen.

Foto: Breakthrough Prize

Eines Tages könnten derartige Sonden, angetrieben von starken terrestrischen Lasern, die nächstliegenden Sterne und ihre Exoplaneten erreichen.

Illustr.: eso/calçada/risinger

Als im vergangenen August Astronomen verkündeten, dass um Proxima Centauri, dem nächstgelegenen Stern, ein annähernd erdgroßer Exoplanet in der lebensfreundlichen Zone kreist, hatte das wenige Monate zuvor präsentierte Breakthrough-Starshot-Projekt gleich ein passendes neues Ziel vor Augen. Die von dem russischen Milliardär Juri Milner, Astrophysiker Stephen Hawking und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vorgestellte Initiative will in absehbarer Zeit winzige Raumsonden in den interstellaren Raum entsenden und da kam diese Entdeckung gerade recht.

In 20 Jahren zum nächsten Stern

Die Betreiber des Projektes rechnen damit, dass ihre mit einem großen Sonnensegel ausgestatteten Minisonden für die Reise zu dem 4,1 Lichtjahre entfernten Sternsystem rund 20 Jahre benötigen werden. Angetrieben werden die Sonden laut den Plänen von leistungsstarken Lasern auf der Erde, die sie binnen kurzer Zeit auf 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen sollen.

Video: Milliardär Juri Milner erklärt, wie er die Sterne erreichen will.
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Kürzlich ist der Initiative ein entscheidender Zwischenschritt auf dem Weg zu den Sternen gelungen: Am 23. Juni schickte Breakthrough Starshot die ersten Sonden testweise in die Erdumlaufbahn – und es sind die bislang kleinsten Satelliten, die je die Erde verlassen haben. Eine indische Trägerrakete transportierte sechs dieser nur vier Gramm leichten, "Sprites" getauften Winzlinge in den Orbit.

Sechs Sprites im Orbit

Zwei von ihnen sind mit den Außenseiten zweier größerer Satelliten verbunden: dem Latvian-Venta-Satelliten und dem italienischen Max-Valier-Satelliten. Im Inneren von letzterem verbergen sich die vier übrigen Sprites, die – so hoffen die Forscher – demnächst ins All freigelassen werden sollen.

Jedes dieser Sprites hat eine Seitenlänge von 3,5 Zentimetern und besteht im Grunde nur aus einer Platine mit einigen aufgebrachten elektronischen Bauteilen. Dennoch sind die Sprites gut ausgestattet: Sie besitzen einen Computerprozessor, ein kleines Solarpanel, einen Magnetometer, ein Gyroskop und eine Kommunikationseinheit, um sich mit der Bodenstation in Verbindung setzen zu können. Im direkten Sonnenlicht sind sie in der Lage, 100 Milliwatt an Strom zu erzeugen – genug, um die Weltraumzwerge zu betreiben.

Technische Probleme

Bisher haben die Forscher nur Signale von einem der Sprites empfangen können. Die übrigen fünf am bzw. im Max-Valier-Satellit konnten noch nicht aktiviert werden, weil der italienische Satellit möglicherweise aufgrund technischer Komplikationen noch nicht erreichbar war und entsprechend ausgerichtet werden konnte.

Zac Manchester, der Harvard-Wissenschafter, der diesen Test leitet, sieht das Projekt dennoch als Erfolg: "Was wir wollten, ist die Sprites ins All zu bekommen und mit ihnen zu kommunizieren und das ist uns gelungen. Es ist immerhin das erste Mal, dass eine Sonde von so geringer Größe tatsächlich funktioniert."

Nachdem die Sprites in der Herstellung nur rund 25 US-Dollar kosten, wollen die Forscher in einem nächsten Schritt Hunderte von ihnen produzieren und in Form eines riesigen Sensoren-Netzwerks ins All schicken, um mit ihnen die Atmosphäre, das Erdmagnetfeld oder das Weltraumwetter zu untersuchen. (tberg, 27.7.2017)