Holz vor der Hütte: Auf der Polinikhütte stellt man sich rechtzeitig auf den Winter ein.

Foto: Uwe Grinzinger

Abschüssig: Oberhalb der Polinikhütte verläuft der Anstieg teilweise durch schmale Grasflanken.

Foto: Uwe Grinzinger

Felsiges Finale: Die letzten Meter führen über den Nordwestgrat zum Gipfel, den Großglockner (rechts hinten) im Rücken.

Foto: Uwe Grinzinger

Ungleiche Nachbarn: die Hochalmspitze (links), alpines Renommierziel ersten Ranges, und der wesentlich stillere Polinik (rechts).

Foto: Uwe Grinzinger

Die Kreuzeckgruppe ist eine der verschwiegensten Ecken der Hohen Tauern. Das könnte am landschaftlichen Understatement dieser Berge liegen. Sie sind großteils unauffällig, ohne prestigeträchtige Dreitausender oder Gletscherschmuck. Dennoch haben sie ihre Vorzüge: Bergseen, Blumenwiesen und als Wegzehrung Heidelbeeren ungeahnten Ausmaßes. Also Wandergelände, genau wie es sein soll, und jede Menge Stille.

Viele Höhenmeter

Ein untypisch eindrucksvoller Felsklotz ist der höchste Gipfel der Kreuzeckgruppe, der Mölltaler Polinik (2.784 m). Ihm kann man unter anderem von Obervellach in Kärnten aufs Haupt steigen. Die ersten 670 Höhenmeter lassen sich dort noch im Auto zurücklegen – auf einer recht ruppigen Schotterstraße. Bodenfreiheit schadet hier keinesfalls. Dann bleiben noch immer fast 1.500 Höhenmeter bis zum Gipfel. Wer sich die nicht auf einmal zutraut, nächtigt am besten in der heimeligen Polinikhütte.

Oberhalb der Hütte wird die anfangs einfache Wanderung zunehmend anspruchsvoller und der Weg ist teilweise ausgesetzt. Zum Gipfel hin sind auch steile Felspassagen zu meistern, von denen manche – aber nicht alle – mit Drahtseilen entschärft sind. Für Ungeübte ist daher der benachbarte, gutmütige Gipfel des Ebeneck (2.131 m) wohl die bessere Wahl, von der Hütte ist er in rund einer Stunde zu erreichen. Wer es dagegen auf den Polinik-Gipfel schafft, genießt ein 360-Grad-Panorama vom Feinsten. Kein Wunder. Denn der Polinik ist nicht nur der Höchste der Kreuzeckgruppe, sondern auch weit nach Nordosten, zum Mölltal hin, vorgeschoben. Mehr als 2.000 Meter schaut man hier hinunter.

Bis zur Polinikhütte

Wir starten beim "Schrankenparkplatz" oberhalb von Obervellach und wandern auf der Schotterstraße bis auf rund 1.480 Meter Seehöhe. Dort biegen wir links auf einen markierten Steig ab (Tafel "Polinikhütte") und folgen ihm durch den Wald hinauf, mehrmals die Forststraße kreuzend (eindeutige Markierungen oder Weg weiser mit dem Vermerk "Polinikhütte"). Schließlich erreicht der Steig die große Almwiese mit der Polinikhütte (1.873 m, eventuell Nächtigung).

Von der Hütte auf der Zufahrtsstraße rund 100 Meter leicht bergab nach Süden, dann rechts auf einen Wanderweg (Wegweiser "Polinik"). Hinauf bis zur Kreuzung Polinik/Ebeneck (2.120 m). Hier geradeaus, um einen kleinen Rücken herum und im Linksbogen unter einer Felswand vorbei. Über die folgenden Hänge etwas steiler hinauf, bis wir nach links zu einer Schulter hinausqueren. Jenseits steigen wir kurz ab und queren dann unter Felswänden das oberste Mörnigtal leicht ansteigend – zu Beginn auf einem exponierten Steig in steilen Grashängen ohne Sicherungen.

Ausgesetzter Grat

Schließlich im Linksbogen zur Gipfelflanke des Polinik. Durch die Flanke geht es über Geröll und Fels sehr steil hinauf. Der Steig schummelt sich hier geschickt durch, speziell oben helfen auch Drahtseile. Zuletzt etwas ausgesetzter auf den Nordwestgrat. Auf diesem halten wir uns links, passieren zwei Kuppen und steigen schließlich unter Zuhilfenahme von Drahtseilen hinauf zum Gipfelkreuz. Der Abstieg erfolgt entlang der Aufstiegsroute. (Uwe Grinzinger, 28.7.2017)