Walter Ötsch, NLP-Experte und Populismus-Autor

Foto: Maria von Usslar

Walter Ötsch / Nina Horaczek: "Populismus für Anfänger. Anleitung zur Volksverführung". Westend-Verlag, Frankfurt

Cover: Westend

In der jetzigen Situation kommt ein Buch gerade recht, das der österreichische Wissenschafter Walter Ötsch gemeinsam mit der Falter-Journalistin Nina Horaczek geschrieben hat – und das die beiden schlicht "Populismus für Anfänger. Anleitung zur Volksverführung" betitelt haben.

Ötsch ist Experte für Neurolinguistisches Programmieren (NLP) – eine Gesprächstechnik, die anfangs zur besseren Kommunikation im beruflichen und sonstigen Bereichen erfunden wurde, dann aber – auch zu seinem Bedauern – zu einer Gesprächszerstörungstechnik für Rechtspopulisten und andere Demagogen missbraucht wurde.

Das Buch ist eine stark überarbeitete und aktualisierte Fassung des seinerzeitigen Bestsellers "Haider light" von Ötsch und Horaczek. Zentrale These: "Der Rechtspopulismus besitzt einen einfachen Kern, das selbstgestrickte Bild einer gespaltenen Gesellschaft: Hier sind WIR und dort sind die ANDEREN."

Seit Jörg Haider gebe es genug Anschauungsmaterial, was man in der Auseinandersetzung mit Rechtspopulisten nicht tun soll, nämlich:

  • Demagogen unterschätzen,
  • Demagogen dämonisieren,
  • ihre Wähler verteufeln,
  • Eliten unkritisch verteidigen.

Im Wahlkampf auf ein Schlechtmachen von Demagogen zu setzen sei ineffektiv. "Denn im Schlechtreden von ANDEREN sind Demagogen Experten. Sie können das einfach besser. Durch den Versuch, Demagogen nur madig zu machen, entsteht genau die Stimmung, die sich Demagogen wünschen."

Zur Gesprächstechnik: Das wichtigste Instrument der Rechtspopulisten sei, das Bild einer total gespaltenen Gesellschaft zu entwerfen, in der es eigentlich keine Versöhnung, keinen Kompromiss gibt. Dieses Bild direkt zu hinterfragen könne in vielen Fällen wirkungsvoll sein. Einige Beispiele:

  • "Sagen Sie mir: Was meinen Sie genau mit Volk? Gehöre ich auch dazu?"
  • "Wieso gehören so viele nicht zu dem 'Volk'?"
  • "Wer sollte 'die Elite' sein?"
  • "Gibt es bei Ihnen nur Gute und Böse, keine Zwischentöne?"
  • "Wieso gehören Sie immer zu den Guten, und ich immer zu den Bösen?"
  • "Jetzt spielen Sie schon wieder das Opfer, wer soll Ihnen das abnehmen?"

In der Fachsprache nennt man das "auf die Metaebene gehen". Nur in wenigen Fällen ist es effektiv, die Lügen des anderen detailliert und "vernünftig" zu widerlegen. Der Zuhörer schaltet ab. Mit dem Sprung auf die Metaebene kann man die NLP-geschulten Demagogen aus dem Konzept bringen.

Im Umgang mit Demagogen könne man zusätzlich auch auf praktische Erfahrungen zurückgreifen, sagt Ötsch. Etwa:

  • eigene Inhalte in den Vordergrund stellen;
  • zu den eigenen Werten stehen;
  • Sachlichkeit mit Emotion verbinden;
  • Positivbilder gegen Negativbilder stellen;
  • den Humor nicht vergessen.

Das letzte Kapitel des Buches enthält noch jede Menge anderer Ratschläge für effektives Kontern. Entscheidend aber sei: Man müsse bei den eigenen Werten bleiben und nicht versuchen, die des anderen zu kopieren. (Hans Rauscher, 30.7.2017)