Wien – Die Jungen Grünen möchten einen klaren Schlussstrich unter die internen Konflikte der letzten Monate setzen. An diesem Wochenende findet ein Bundeskongress statt, bei dem der Bundesvorstand und weitere Anhänger der Jungen Grünen zur KPÖ übertreten werden. Der überbleibende Teil der Jugendorganisation ist derzeit um einen Neustart bemüht und möchte die Grünen weiterhin unterstützen.

"Wir machen weiter", betonten die beiden Aktivisten Naomi Sametinger und Philipp Eikenberg im Gespräch mit der APA. "Der Bundesvorstand hat gekonnt inszeniert, dass die Jungen Grünen zur KPÖ wechseln werden. Dies trifft nur teilweise zu. Es gibt jedoch einen großen Teil der Jungen Grünen, der weiter motiviert ist, mit den Grünen zusammenzuarbeiten", stellte Eikenberg klar.

"Starkes Zeichen von grüner Spitze"

Wie die Jugendorganisation in Zukunft heißen wird und wer die Führung übernehmen wird, sei derzeit noch unklar. Sametinger und Eikenberg sind jedenfalls erfreut darüber, dass nach Wochen der internen Organisationsarbeiten nun die Partei aktiv auf sie zukomme. "Es gibt ein starkes Zeichen von der grünen Spitze, dass sie weiterhin eine eigenständige, kritische Jugendorganisation haben möchte", betonte Sametinger.

Die jungen Aktivisten akzeptieren, dass ein Teil der Jungen Grünen zur KPÖ wechseln möchte. "Was wir aber nicht akzeptieren wollen, ist, dass viele junge Leute einfach die Motivation verloren haben", betonten beide. Es gebe eine große Gruppe an engagierten Jugendlichen, die sich aus dem internen Konflikt rausgehalten habe und schließlich ganz weggefallen sei. Dies sei sehr bedauerlich und deshalb gehe es derzeit darum, diese jungen Menschen wieder zu motivieren und zu organisieren.

Ende der Selbsbeschäftigung

"Die Monate, in denen sich die Jungen Grünen primär mit sich selbst beschäftigt haben, müssen jetzt vorbei sein", meinte Eikenberg. Der Bundeskongress am Wochenende sei zweitrangig, das Wichtige sei die Nationalratswahl in zwei Monaten. Hier gelte es die Grünen bestmöglich zu unterstützen und eine schwarz-blaue Koalition zu verhindern. "Wir unterstützen die Grünen, weil uns eine gerechte Gesellschaft wichtig ist und weil wir nicht zulassen werden, dass Menschenrechte ausgehöhlt werden und dass auf die Schwächsten der Gesellschaft getreten wird", so Eikenberg.

Felipe gelobt Besserung

Grünen-Chefin Ingrid Felipe will mit der neuen Jugendorganisation der Partei, die nun aufgebaut werden soll, einiges "besser machen" als bisher. Es gehe etwa um eine bessere Vernetzung und einen intensiveren Austausch auch mit den Landesorganisationen, sagte Felipe am Samstag. Kritisches Denken sei durchaus erwünscht.

Nach den Bröseln mit den bisherigen Jungen Grünen wurde den Grünen mitunter vorgeworfen, keine Kritik der Jugend zu vertragen. "Grün und kritisch, das ist fast redundant", entgegnete Felipe. Kritisch zu sein, sei "in der DNA von Grünen", meinte die Parteichefin. Dementsprechend habe sie kein Problem mit einem "strukturierten Austausch", versicherte sie.

Dass sich nun einige der bisherigen Jungen Grünen für eine "andere politische Idee" engagierten sei in Ordnung. Sie würde sich aber wünschen, dass diese den Namen "loslassen", denn "wo Grün draufsteht, sollte Grün drin sein", befand Felipe.

Wahlkampf ohne Jugendorganisation

Dass die Grünen im Wahlkampf nun ohne Jugendorganisation dastehen, sieht Felipe nicht so tragisch: Wichtig sei es, sichtbar zu machen, dass es bei den Grünen viele junge Menschen gebe, die für grüne Themen brennen und sich engagieren. Nach Gesprächen mit interessierten Aktivisten und Grünen Jung-Politikern soll es Mitte August ein Vernetzungstreffen geben, wo sich die neue Jugendorganisation eine Struktur geben soll. Felipe will sich dabei heraushalten, könne man doch so etwas nicht von oben vorgeben.

Dass es seitens der Parteispitze unter Eva Glawischnig zu wenig Austausch mit der Jugend gegeben haben soll, wies Felipe als "ungerecht" zurück. Sie sei damals wie heute in einem "sehr guten und engen Austausch" mit den Jungen. In Zukunft solle es eine noch bessere Vernetzung zwischen der Jugendorganisation und der Mutterpartei, etwa auch auf Landesebene, geben.

Petrik geht von breiter Zustimmung aus

Die Noch-Bundessprecherin der von der Bundespartei ausgeschlossenen Jungen Grünen Flora Petrik rechnet jedenfalls mit einer "breiten Zustimmung" für die Wahlplattform KPÖ PLUS beim Bundeskongress dieses Wochenende.

Die Unterstützer rund um Petrik würden nicht Mitglieder der KPÖ, sondern gründeten gemeinsam mit dieser die neue Plattform PLUS, betonte ein Sprecher der Jungen Grünen. Wie es mit dem Verein "Junge Grüne" an sich weitergeht, werde am Wochenende von den Mitgliedern beschlossen. Petrik geht davon aus, dass er als parteiunabhängiger Verein weiterbestehen wird. (APA, 29.7.2017)