Viktoria Schnaderbeck steht mit dem Fußballteam im EM-Viertelfinale.

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Zu Beginn der Fußball-Europameisterschaft in den Niederlanden war sie jene Spielerin, über die am meisten berichtet wurde. Spielt sie, oder spielt sie nicht? Das war die große Frage. Viktoria Schnaderbeck laborierte an einem Ödem im linken Knie, arbeitete jedoch hartnäckig an ihrem Comeback.

Die EM-Endrunde wollte die Kapitänin keinesfalls verpassen. Sie wurde rechtzeitig fit, beim 1:0 gegen die Schweiz wurde sie eingewechselt. Gegen Frankreich (1:1) spielte sie von Beginn an – und verletzte sich erneut. Von einem Foul trug die 26-Jährige eine Rissquetschwunde am Sprunggelenk davon. Beim 3:0 gegen Island wurde sie eingewechselt. Am Sonntag im Viertelfinale gegen Spanien dürfte sie wieder von Beginn an spielen.

Mit 16 zu Bayern München

Dass viel über sie berichtet wird, mache sie stolz. Frauenfußball war in Österreich nicht immer ein großes Thema. Bei Medienterminen wirkt sie nie genervt. Ihr Akzent ist mehr bairisch als steirisch. Bereits 2007, im Alter von 16 Jahren, wechselte die gebürtige Grazerin vom österreichischen Erstligisten LUV Graz zum FC Bayern nach Deutschland. Seit 2010 gehört sie der ersten Frauschaft an. Mit den Münchnerinnen gewann sie 2015 und 2016 den deutschen Meistertitel.

Im Nationalteam debütierte sie als 16-Jährige, mittlerweile hat sie es auf 57 Teameinsätze gebracht. Trainer Dominik Thalhammer bezeichnet Schnaderbeck als "tolle Persönlichkeit", "spielbestimmend" und "sehr ballsicher". In der Regel wird sie im Team als Innenverteidigerin eingesetzt, gelegentlich spielt sie auch im defensiven Mittelfeld.

Im Alter von sieben Jahren begann Schnaderbeck, Fußball zu spielen. Bis 15 kickte sie mit Buben. ÖFB-Teamspieler Sebastian Prödl ist Schnaderbecks Cousin. Ihr jüngerer Bruder David war bis 2016 bei Sturm Graz unter Vertrag, nach einer schweren Verletzung zog er sich aus dem Profifußball zurück.

Zwei Kreuzbandrisse

Auch Viktoria Schnaderbeck ist vom Verletzungspech verfolgt. 2008, kurz nach dem Wechsel zu Bayern, zog sie sich einen Kreuzbandriss zu, es folgte ein zweiter. Knapp zweieinhalb Jahre lang musste sie pausieren. Während dieser Auszeit machte sie ihr Abitur. Es folgte eine Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation.

Derzeit studiert sie Sportmanagement. "Ich brauche auch etwas für den Kopf." Von ihrem Gehalt als Fußballerin könne sie leben, reich werde sie aber nicht. Der Erfolg bei der EM könnte sich jedenfalls auch finanziell bemerkbar machen. (Birgit Riezinger, 29.7. 2017)