Bild nicht mehr verfügbar.

Kunden verlassen einen Apple-Store in Peking. Apple hat sich der Gesetzeslage in China erneut gebeugt und eine Reihe von VPN-Apps aus seinem Angebot geworfen.

Foto: AP

Am Samstag hat Apple zahlreiche beliebte VPN-Clients aus seinem chinesischen Store entfernt. In Sonderverwaltungszonen wie Hongkong sind die Apps zwar noch verfügbar, die Nutzer am Festland (China Mainland) haben nun allerdings von ihren iOS-Geräten keinen Zugriff mehr darauf.

Über VPN-Tunnel lassen sich Maßnahmen der staatlichen Zensur, wie etwa die Blockade bestimmter Webseiten, umgehen und auch die Überwachung des eigenen Datenverkehrs erschweren.

VPN-Anbieter enttäuscht

Bestätigt wurde der Schritt unter anderem von den Anbietern Star VPN, Express VPN und Vypr VPN, berichtet die "New York Times". In einem Blogeintrag zeigt man sich bei Express VPN "enttäuscht", da es sich um die "bisher drastischste Maßnahme der chinesischen Regierung" zur Blockade von VPNs handle. Man sei "besorgt", weil Apple diese Bemühungen unterstütze.

Ebenfalls "extrem enttäuscht, weil sich Apple dem Druck gebeugt hat" ist man bei Vypr VPN. Der Anbieter ist Apple nach eigenen Angaben noch mit einem Unterstützungsbrief beigestanden, als der Konzern sich aufgrund des gesperrten iPhones eines Attentäters von San Bernardino in einen Konflikt mit dem FBI geraten war. Man sehe "den Internetzugang in China als Menschenrechtsfrage" und habe gehofft, dass der kalifornische Konzern "Menschenrechte über Profite stellen" würde.

Verweis auf Gesetzeslage

Apple selbst hat sich zu den Vorgängen nur knapp geäußert. Man sei verpflichtet worden, Apps aus dem Store zu entfernen, die nicht der neuen Gesetzeslage entsprechen. Die betroffenen Apps seien in allen anderen Regionen weiterhin verfügbar. Seit einiger Zeit dürfen nur noch VPN-Dienste in China betrieben werden, die von den Behörden eine entsprechende Lizenz erhalten.

Nicht die erste App-Löschung

Schon in der Vergangenheit ist die Regierung hart gegen inländische Betreiber vorgegangen und hat immer wieder technische Maßnahmen gesetzt, um das umgehen der "großen Firewall" zu erschweren. China wird auch verdächtigt, hinter einer groß angelegten Cyberattacke gegen die Codehosting-Plattform Github zu stehen, wo unter anderem der Quellcode für verschiedene Anti-Zensur-Software zu finden ist.

Auch Apple selbst hat nicht zum ersten Mal Programme auf Verlangen von Peking aus dem eigenen Store geworfen, darunter auch schon eine Nachrichtenapp der New York Times. Für den Markteintritt in China 2010, der nur durch die Zusammenarbeit mit der Regierung möglich war, war das Unternehmen bereits kritisiert worden. Der Programmkatalog des Konkurrenten Google, Google Play, ist bis heute nicht verfügbar, da sich Google weigert, bestimmte Auflagen zu erfüllen.

Wichtiger Markt

China nimmt für Apple eine gewichtige Position in der Konzernbilanz ein. Es handelt sich für das Unternehmen mittlerweile um den bedeutendsten Markt für den App Store neben den USA. 2015 überholte er den amerikanischen Store in Sachen Umsatz.

Die steigende Bedeutung bedeutet freilich auch einen größeren Hebel für die Regierung in Peking gegenüber Apple. Der iPhone-Hersteller scheint jedenfalls weiter nach ihren Regeln zu spielen und wird in China auch ein Rechenzentrum eröffnen, um einem neuen Gesetz zu entsprechen, das IT-Firmen vorschreibt, mehr Daten im Inland zu speichern. (red, 30.7.2017)