Bild nicht mehr verfügbar.

Mark Spitz grübelt.

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

STANDARD: Sind Sie glücklich mit der Entwicklung des Schwimmens?

Spitz: Nun ja, ich war damals der erste Athlet, der auch nach seinem Karriereende dank Werbedeals noch Geld machen konnte. Natürlich konnte ich deshalb nicht weiterhin bei den Olympischen Spielen schwimmen, da es ja bis 1988 eine Amateurveranstaltung war. Als sie die Regeln änderten und Profis zuließen, war plötzlich Geld da. Jetzt kann Michael Phelps über fünf Olympiazyklen voll trainieren und Geld damit verdienen.

STANDARD: Vor der WM gründeten Athleten die Vereinigung GAPS, um mehr Mitspracherecht zu bekommen. Finden Sie das sinnvoll?

Spitz: Ich hatte schon vor langer Zeit die Idee, eine Athletengewerkschaft für die Olympischen Spiele zu gründen. Das Problem ist, dass man keine Gewerkschaft gründen kann, wenn man nicht angestellt ist – und die Athleten sind von ihren Ländern nicht angestellt. Die Besten – nur wenige, zum Beispiel die besten fünf Männer und die besten fünf Frauen – könnten sich vereinigen und etwas fordern: Hört zu, wir schwimmen nicht bei den Olympischen Spielen, wenn ihr uns nicht einen Anteil der Einnahmen gebt.

STANDARD: Ist das realistisch?

Spitz: Es wird wohl nicht passieren, da manche Athleten nicht so langlebig sind und nur die Chance auf eine Olympiateilnahme haben. Es gab eine Person, mit der es hätte klappen können: Michael Phelps. Wenn er 2008 in Peking gesagt hätte, dass er nicht am Vormittag schwimmt, nur um in den USA zur Prime Time zu sehen zu sein, außer für einen Teil der Einnahmen – das hätte die TV-Stationen eine Woche gutes Fernsehen gekostet. Eine Woche Fernsehen sind Hunderte Millionen Dollar Werbegelder – ich glaube, dass sie darauf eingegangen wären.

STANDARD: Caeleb Dressel scheint in die Fußstapfen von Phelps zu treten, er gewann in Budapest sieben Goldmedaillen.

Spitz: Ich habe ihn bei der Medaillenübergabe von 100 Meter Schmetterling getroffen, sieben Minuten später war er als Staffelstartschwimmer unglaublich schnell. Caeleb ist sehr interessant, er wird Schwimmen nicht nur in den USA wieder populärer machen. Er ist jetzt der Mann, den alle enthusiastisch verfolgen werden. Wie einst Michael Phelps.

STANDARD: Österreich hat mit Felix Auböck einen aufstrebenden Weltklasseschwimmer. Was würden Sie ihm raten?

Spitz: Einen Schritt nach dem anderen setzen, hart trainieren, sich Herausforderungen stellen, fokussiert bleiben, positiv bleiben. Das sind alles Klischees, aber es ist die Wahrheit.

STANDARD: Waren Ihnen beim Karriereende auch die Herausforderungen ausgegangen?

Spitz: Ja, ich hatte niemanden zu verfolgen. Wären die Regeln damals schon so wie jetzt gewesen, wäre ich vielleicht noch bis dreißig weitergeschwommen. (Martin Schauhuber, 31.7.2017)