Wien/Trapani – Im Rahmen eines von Wien aus geleiteten Forschungsprojekts entdeckten Archäologen in Westsizilien die vermutlichen Überreste eines griechischen Gutshofs sowie einer bronzezeitlichen Wallanlage in Westsizilien. Die genaue Datierung der Funde, auf die die Wissenschafter mit modernen, nicht-invasiven Methoden gestoßen sind, stehe jedoch noch aus, teilte die Uni Wien mit.

Forschungen seit 2003

Das österreichisch-italienische Team rund um Michael Doneus, Leiter des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie der Uni Wien, begann bereits im Jahr 2003 mit der Erforschung der Gegend um die Gemeinde Mazara del Vallo. Interessant ist die Region, weil der Fluss Mazaro in der Antike eine natürliche Grenze zwischen der angestammten Bevölkerung der Insel sowie Phöniziern und Griechen, die dort seit etwa 800 vor unserer Zeitrechnung Kolonien gegründet hatten.

Mittels neuer, teilweise in Österreich entwickelter archäologischer Methoden lässt sich nun mit Hilfe von Luftbildern, Laserscans aus Flugzeugen und Magnetfeld- und Bodenradarmessungen in die Vergangenheit ganzer Landstriche blicken, ohne dabei große Grabungen durchführen zu müssen.

Im Zuge der Untersuchungen zeichneten sich die unter der Erde begrabenen Überbleibsel einer Wallanlage ab, in deren Umgebung einst auch ein vermutlich griechischer Gutshof lag. Anhand der Luftbilder "haben wir eine Befestigungsanlage mit zwei massiven Gräben lokalisiert, die wahrscheinlich aus der Bronzezeit stammen. In der weiteren Prospektion sind wir etwas nördlich davon auf Gebäudereste gestoßen, die aufgrund von Keramikfunden aus der archaischen oder klassischen Zeit stammen dürften. An der exakten Datierung unserer Fundstücke arbeiten wir gerade", erklärte Doneus, der das vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützte Projekt "Prospektion von Grenzen: Archäologie entlang des Mazaro, Sizilien" leitet.

Zerstörungsfreies Vorgehen

Noch bis Ende des Jahres wollen die Wissenschafter die bewegte Geschichte der Gemeinde von der Steinzeit bis in die Gegenwart untersuchen. Dazu greifen sie auch auf historische Luftaufnahmen der Region zurück, die teilweise bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurückreichen. Die Vorgehensweise sei für den Mittelmeerraum neu und im Sinne der von Österreich 2015 ratifizierten Valetta-Konvention, die darauf abzielt, bei archäologischen Arbeiten so zerstörungsfrei wie möglich vorzugehen.

Trotz des Anspruchs, die Ergebnisse auch der lokalen Bevölkerung zugänglich zu machen, dürfen die Angaben aus Gründen des Denkmalschutzes jedoch nicht zu genau sein: "Bei zu detaillierten Informationen über unsere Fundstellen drohen nämlich die Tombaroli (Anm.: sizilianische Grabräuber)", so Doneus. (APA, red, 2. 8. 2017)