"'Säuberungen' an österreichischen Hochschulen 1934-1945", herausgegeben von Johannes Koll, Böhlau Verlag, 540 Seiten, 50 Euro. Buchpräsentation am 2. Oktober, 18.00 Uhr an der Wirtschaftsuniversität Wien, Welthandelsplatz 1, 1020 Wien

Foto: Böhlau

Wien – Mit sehr unterschiedlichen "Säuberungen" an den österreichischen Hochschulen" in drei kurz hintereinander folgenden Zeiträumen beschäftigt sich ein vom Historiker Johannes Koll herausgegebener Sammelband (Böhlau). Verglichen wird vor allem die Personalpolitik im Austrofaschismus, in der NS-Zeit und in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Dabei sollen vor allem Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Kontinuitäten zwischen den Regimewechseln der 30er und 40er Jahre herausgearbeitet werden, schreibt Koll in der Einleitung. Im ersten Teil des Buchs versucht der Historiker Mitchell G. Ash (Uni Wien), die drei "Zäsurjahre" 1934, 1938 und 1945 in einen größeren geschichtlichen Kontext der politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts zu stellen. Im zweiten Teil widmen sich Aufsätze einzelnen Hochschulen bzw. wird die Entnazifizierung der Studenten nach 1945 thematisiert. Im letzten Teil stellen Koll und STANDARD-Wissenschaftsjournalist Klaus Taschwer Einzelschicksale von Personen, die unter dem NS-Regime ihre Hochschule verlassen mussten, vor.

Umbrüche

Der Band versucht auch, die drei Umbrüche 1934, 1938 und 1945 zu vergleichen und zueinander in Beziehung zu setzen. "Dafür spricht nicht nur, dass Vergleiche generell geeignet sind, Kontinuitäten und Zäsuren, Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten", schreibt Koll. "Gerade die Tatsache, dass die in obszöner Brutalität durchgeführten 'Säuberungen' der NS-Zeit in negativer Singularität hervorstechen, stellt eher eine Bestätigung als eine Infragestellung des komparatistischen Ansatzes dar."

Außerdem müsse man bedenken, dass die drei Zäsuren in einem geschichtlichen Ereigniszusammenhang stünden – "bezogen sich doch die späteren 'Säuberungen' auf die vorangegangenen 'Säuberungen'". So wird etwa deutlich, dass nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem jene "katholisch-konservativen Eliten" vom Ausschluss der Nationalsozialisten profitierten, die schon im Austrofaschismus den Hochschulsektor dominiert hatten.

Gleichzeitig macht Koll aber darauf aufmerksam, dass die "Vergleichbarkeit an Grenzen stößt": So sei etwa die Quellenlage zu einzelnen Hochschulen zu unterschiedlich und lasse Vergleiche nicht zu. Keinesfalls könne man daher den Anspruch auf Vollständigkeit stellen. (APA, red, 6. 8. 2017)