Wien – Saharastaub weht über Wälder und Straßen, der Mond wacht über Tropennächte – derzeit scheint es so, als läge Österreich deutlich näher am Äquator. Auch nach Sonnenuntergang kühlt es nur wenig ab: Die Nacht auf Mittwoch wurde von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik erneut als Tropennacht eingestuft. Die Mindesttemperatur fiel also nicht unter 20 Grad Celsius – was an 79 ZAMG-Messstellen der Fall war.

Über Tropennächte und die zunehmende Verbauung ("ZiB 2"-Beitrag vom Mittwoch).
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Die wärmste Luft strömte in Wien in die offenen Fenster Schlafsuchender – genau genommen in der Inneren Stadt (26,9 Grad). Am meisten kühlte es am Brunnenkogel in Tirol ab: auf 4,7 Grad. Selbst am Sonnblick wurden noch acht Grad Celsius erreicht. Die Bundeshauptstädter durchwachten oder -schliefen heuer schon mehr Tropennächte als je zuvor: 21 an der Zahl bis Mittwoch, bisheriger Rekord waren 17 im Jahr 2015 gewesen.

Ein Bild, das erfrischen soll: Wer kann, flüchtet sich in halbwegs kühles Nass, etwa jenes im Wiener Schafbergbad mit Wasserrutsche.
Foto: Christian Fischer

Viel trinken, leicht essen

Die Hitze setzt Mensch, Tier, Natur, aber auch Fahrzeugen und Asphaltbelägen zu. Wobei es beim Roten Kreuz heißt, dass es derzeit "nicht mehr Einsätze wegen der Hitze gibt". Das Rote Kreuz rät dazu, viel zu trinken, Leichtes zu essen und Aktivitäten im Freien zwischen 11 und 16 Uhr zu vermeiden.

Aktivitäten im Freien und vor allem in der prallen Sonne sollen zur heißesten Zeit des Tages gemieden werden – jene, die zur Kühlung beitragen können, wohl ausgenommen.
Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Bei starker Hitze bildet sich auch mehr Ozon in Bodennähe. Bei einer zu hohen Konzentration des Reizgases in der Luft kann es laut Allgemeiner Unfallversicherungsanstalt zu Atemwegsbeschwerden, Kopfschmerzen, brennenden Augen und Asthmaanfällen kommen. Besonders gefährdet sind Schwerarbeiter im Freien.

Die Arbeit im Freien ist derzeit nicht nur wegen der hohen Temperaturen für den Körper besonders belastend, sondern auch wegen hoher Ozonwerte.
Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Kofferschupfen bei über 40 Grad

Für die Mitarbeiter der Bodenabfertigung am Flughafen Wien-Schwechat ist die Hitze jedenfalls "eine große Herausforderung", wie ein Flughafensprecher am Mittwoch sagte. Wegen der Wärmereflexion des Asphalts seien sie beim Be- und Entladen des Gepäcks Temperaturen von über 40 Grad ausgesetzt. Der Flugbetrieb laufe aber regulär. Hitzeschäden am Belag seien kein Thema.

Die Wettervorhersage für Donnerstag und Freitag.
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Auf Österreichs Autobahnen lagen laut einer Asfinag-Sprecherin keine konkreten Probleme vor, prinzipiell könne sich der Belag durch die Hitze aber stellenweise aufstellen. "Das muss in der Regel sofort repariert werden, dann braucht es eine entsprechende Absperrung", hieß es. Die Straßenmeistereien würden derzeit besonders darauf achten.

Batterien neigen zum Kurzschluss

Auch Fahrzeuge sind vor Hitzeschäden nicht gefeit: Der Autofahrerclub ARBÖ zählte laut einer Sprecherin am Montag und Dienstag je rund 500 Einsätze – gut ein Drittel mehr als an gewöhnlichen Tagen. Häufigste Probleme sind streikende Batterien, Reifenschäden und überhitzte Kühlsysteme. Der ARBÖ rät vor allem vor langen Fahrten zur Überprüfung des Reifendrucks und zum Batteriecheck, da es durch die Hitze zum Kurzschluss kommen kann.

Wer kann, flieht ins Freibad, wie etwa das Bergbad in Hainburg.
Foto: APA/Harald Schneider

Wem im Schweiße des eigenen Angesichts nur noch zum Jammern über die heimische Hitze zumute ist, der könnte versuchen, dem Umstand etwas abzugewinnen, dass er derzeit nicht in Italien urlaubt – im für das Land heißesten Sommer seit 200 Jahren. In mehreren Städten Sardiniens hatte es am Mittwoch um die 45 Grad.

(Gudrun Springer, 3.8.2017)