Adios! Der Weg geht im Fußball immer dem Geld nach.

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Barcelona/Paris – Der teuerste Transfer der Fußball-Geschichte scheint beschlossene Sache: Brasiliens Superstar Neymar wird laut seinem Berater Wagner Ribeiro für die Rekordablösesumme von 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain wechseln und "noch diese Woche" in der französischen Hauptstadt präsentiert werden. Die UEFA kündigte indes am Mittwoch bereits an, den Wechsel genauestens zu prüfen.

"Barca" hatte Mittwochmittag eine offizielle Mitteilung zum Weggang des Stürmers veröffentlicht: "Der Spieler Neymar Jr. hat bei einem Treffen in den Büros des Clubs und in Begleitung seines Vaters und Beraters dem FC Barcelona seine Entscheidung mitgeteilt, den Club zu verlassen. Angesichts dieser Bekanntgabe hat der Club auf die geltende Vertragsauflösungsklausel hingewiesen, die seit dem 1. Juli 222 Millionen Euro beträgt, und dabei betont, dass diese zur Gänze bezahlt werden muss."

Alles klar

Neymars Spielerberater bestätigte am Mittwoch, dass diese Klausel zur Vertragsauflösung von Paris Saint-Germain (PSG) erfüllt werde. "PSG wird die im Vertrag festgesetzte Ablösesumme bezahlen. Er wird noch in dieser Woche als Neuzugang präsentiert", sagte Ribeiro.

Damit würden alle bisher bekannten Dimensionen gesprengt. Seit dem Sommer des Vorjahres führt Paul Pogba die Liste der teuersten Transfers an. 105 Millionen Euro hatte Englands Rekordchampion Manchester United damals an Italiens Serienmeister Juventus Turin überwiesen, um den Franzosen zu verpflichten.

Neymar nutzte seinen wohl letzten Termin auf dem Gelände des FC Barcelona am Mittwochvormittag auch dazu, um seine Teamkollegen in der Kabine über den unmittelbar bevorstehenden Wechsel zu informieren und sich von diesen zu verabschieden. Superstar Lionel Messi wünschte seinem langjährigen Sturmpartner "viel Glück für die neue Etappe" in dessen Leben. "Es war eine enorme Freude, all die Jahre mit Dir zu teilen", schrieb Messi auf Instagram weiter. "Wir sehen uns."

Erst Marketing, dann Fußball

Aus Paris gab es dagegen vorerst keine Reaktion. Auch Neymar hüllte sich öffentlich weiter in Schweigen. Dafür hagelte es von Medien- und Fanseite Kritik. Der 25-Jährige werde nicht mal als einer der besten Brasilianer des Clubs in Erinnerung bleiben, da er unter anderem von Rivaldo, Ronaldo und Romario übertroffen werde, schrieb etwa ein Kolumnist der Zeitung "Sport". Der künftige Paris-Spieler werde aber wohl als erster Brasilianer gelten, für den "der Fußball erst nach dem Marketing kommt".

Andere katalanische Medien beschimpften den Olympiasieger von 2016 als "Söldner" und "Egoisten", der "alle getäuscht" habe. Auch der Großteil des Barcelona-Anhangs ist sauer auf den Südamerikaner, der mit Messi und Uruguay-Torjäger Luis Suarez den gefährlichsten Sturm der Welt gebildet hatte. In einer Umfrage von "Sport" stellte sich schon vor Tagen heraus, dass nur eine kleine Minderheit (rund neun Prozent) Neymar im Team der "Blaugrana" behalten wollte.

In Barcelona tauchten diese Woche außerdem Protest-Plakate auf. Über einem Bild des Brasilianers war "Verräter gesucht" zu lesen. Darunter: "Söldner raus aus Barcelona". Auch viele Barca-Profis sollen wegen des Hickhacks zuletzt böse geworden sein.

Financial Fair Play?

Doch viel ungewöhnlicher war, dass sich sogar die UEFA bereits am Mittwoch vor einer offiziellen Bestätigung zu Wort meldete. "Die UEFA wird die Details dieses Transfers zu gegebener Zeit prüfen, um sicherzustellen, dass PSG die Anforderungen des Financial Fairplay erfüllt", hieß es in einer Mitteilung.

"Der Transfer von Neymar zu PSG wird sich über mehrere Jahre auf die Club-Finanzen auswirken, doch die Auswirkungen eines solchen Geschäfts können nicht im Voraus beurteilt werden, weil PSG ja mehrere Spieler für einen erheblichen Erlös verkaufen könnte", erklärte die UEFA weiters. "Wir werden daher erst am Ende Berechnungen anstellen und dafür Sorge tragen, dass sie die Regeln einhalten."

Schon am Montag hatte Andrea Traverso, bei der UEFA Projektleiter für Financial Fairplay, betont, dass sich PSG an die finanziellen Spielregeln halten müsse. "Sie müssen beweisen, dass sie innerhalb von drei Jahren keinen größeren Verlust als 30 Millionen gemacht haben", präzisierte der Finanzdirektor der UEFA.

Neymar zahlt selbst mit

Die Finanzregeln der UEFA besagen, dass Europacup-Teilnehmer grundsätzlich nicht mehr ausgeben dürfen, als sie einnehmen. Von 2015 bis 2018 ist nur noch ein Verlust von 30 Millionen Euro erlaubt. Wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay sind bereits einige Vereine von europäischen Bewerben ausgeschlossen worden, etwa Galatasaray Istanbul oder Dynamo Moskau. Andere kamen dagegen mit finanziellen Vergleichen davon. So wurde neben Paris Saint-Germain u.a. auch bereits Manchester City mit einer Geldstrafe in zweistelliger Millionenhöhe und Einschränkungen auf dem Transfermarkt bestraft.

Die Pariser, bei denen der 43-jährige Scheich Nasser Ghanim al-Khelaifi aus Katar das Sagen hat, wollen jedoch nicht nur die festgeschriebene Ablösesumme von 222 Millionen zahlen. So soll Neymar der Abgang vom FC Barcelona noch mit zusätzlich 100 Millionen Euro Wechselprämie und einem Nettojahresgehalt von 30 Millionen versüßt werden.

Damit PSG aber deswegen nicht erneut Probleme mit dem Financial Fairplay der UEFA bekommt, soll sich Neymar selbst als Privatperson aus dem laufenden Barcelona-Vertrag kaufen. Die dafür nötigen 222 Mio. Euro erhält er laut Medienberichten ebenso wie die Zusatzprämie vom staatsfinanzierten Fonds Qatar Sports Investment, der seit 2011 auch Besitzer von Paris Saint-Germain ist, für eine Botschafter-Rolle für die WM 2022 in Katar. (APA, red, 2.8.2017)

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