Hermine Hackl: Der Großvater hat das Studium mitfinanziert.

Foto: gabriele moser

"In meinem Leben dreht sich ziemlich viel um Wald. Ich wohne im Waldviertel, wo mein Mann Richard Hackl Wirtschaftsdirektor der Waldviertler Stifte ist. Auch ich habe meistens in Jobs mit Waldbezug gearbeitet. Zuletzt war ich die Geschäftsführerin des Biosphärenparks Wienerwald, jetzt bin ich die Generalsekretärin von Forst Holz Papier, einer branchenübergreifenden Kooperationsplattform. Solche Aufgaben kommen mir sehr entgegen. Die Branche ist doch eher grün orientiert und konservativ, und ich verorte mich ebendort. Dass ich Karriere gemacht habe, war nicht selbstverständlich. Ich komme aus der Steiermark, aus dem Gartenbauunternehmen Eibinger. Wir waren drei Geschwister.

Da hieß es noch: Die Mädels sollen schon was lernen, aber was, ist egal, die heiraten sowieso. Also habe ich Theaterwissenschaft und Afrikanistik studiert, was mir viel Freude gemacht hat. Es war also okay, was ich gemacht habe, aber eigentlich hätte ich gerne ein Studium wie Public Relations absolviert, denn das liegt mir sehr, und alle meine beruflichen Aufgaben sind immer irgendwie Kommunikationsberufe. So ein PR-Studium hat es aber meines Wissens damals noch nicht gegeben.

Unabhängig sein

Ich bin nicht hinterm Herd gelandet, und das habe ich ganz wesentlich meinem Großvater zu verdanken. Der war ein einfacher Gärtner, aber für seine Zeit sehr progressiv und aufgeschlossen, auch emanzipatorisch. Er war der Meinung, dass jede Frau einen Beruf haben soll und unabhängig sein muss. Das hieß zum Beispiel, dass wir Mädchen den Führerschein machen mussten. Das klingt rückblickend so banal. Aber meine Mutter hatte keinen Führerschein, weil ihre Eltern gemeint haben, dass sie ohnedies keinen braucht.

"Wald sucht Stimme"

Mein Großvater hat deshalb mein Studium maßgeblich mitfinanziert, das ich auch abgeschlossen habe. Ich hatte dann eine Reihe von Jobs – bei der Austria Presse Agentur im Marketing und beim Observer, das war damals der Medienbeobacher. In den zahllosen Zeitungen, die ich dort zu lektorieren hatte, bin ich über ein Stelleninserat gestolpert: "Wald sucht Stimme".

Die Forstbetriebe haben damals jemanden gesucht, der ihre Presseabteilung neu aufbaut und vor allem auch die interne Kommunikation auf den Weg bringt. Diese Stimme des Waldes bin ich geworden.Das war 1999, und Kommunikation ging noch recht langsam. Die Vorstellung, dass es hundert Jahre braucht, bis ein Baum hiebsreif ist – so etwas prägt eine Branche natürlich. Damals hatten gerade mal zwei Forstbetriebe einen Computer. E-Mail-Verkehr stand erst am Anfang.

Ich musste zu ein paar eher einschichtig gelegenen Betrieben fahren und zeigen, wie man elektronische Mails schreibt und versendet.Ab dann hatte ich fast immer Jobs oder Funktionen, die irgendwie mit Holz zu tun haben. Zum Beispiel bin ich auch Präsidentin der Biosa, das ist eine kleine Naturschutzorganisation im forstlichen Umfeld. Diese Funktion übe ich als unbezahltes Ehrenamt aus. Im Wesentlichen geht es bei der Biosa darum, die Ökoleistungen der Forstbranche sichtbarer zu machen. Dass wir in Österreich eine so nachhaltige und beispielhafte Forstwirtschaft betreiben, ist nicht selbstverständlich. Die Forstbetriebe selber stellen ihr Licht aber gerne vornehm unter den Scheffel.

Es gehört sich irgendwie nicht, dass man marktschreierisch über seine Leistungen spricht. Es geht bei meinen Jobs immer darum, dass ich unterschiedliche Interessen unter einen Hut bringe. Als ich Direktorin des Biosphärenparks Wienerwald war, waren es einerseits die Interessen zweier Bundesländer und andererseits die manchmal unterschiedlichen Ansprüche von Grundeigentümer und Freizeitnutzern auf derselben Fläche.

Eine Männerbranche

Beim FHP jetzt ist es sehr vielschichtiger. Es sind – unterm Strich – zig Organisationen aus den Bereichen Forst und Holzindustrie, die da zusammenarbeiten. Beim FHP läuft alles zusammen, was in Österreich mit Wald oder Holz zu tun hat. Finanziert wird diese Plattform über einen Beitrag, den die Betriebe für jeden geernteten Festmeter Holz zahlen. Diese Plattform ist in Europa einzigartig, es gibt sie in dieser Form seit etwa zehn Jahren, seit zweieinhalb Jahren bin ich dabei. Forst und Holz ist eine Männerbranche, und so sind auch alle wichtigen Funktionen bei uns mit Männern besetzt. Nur an der Koordinierungsstelle sitzt eine Frau, eben ich. Manchmal ist es schwierig, die unterschiedlichen Interessen zu bündeln, denn die liegen oft grundlegend auseinander. Ich versuche halt immer, einen Kompromiss zu schaffen.Und ich denke, es ist wichtig, in schwierigen Situationen gelassen zu bleiben. Besonders, wenn man eine Frau ist, denn sonst heißt es gleich: Na, die eiert schön herum, die hat die Situation nicht im Griff." (ruz, 7.8.2017)