Hinter den Kulissen bei Google brodelt es derzeit.

Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Eigentlich gehört Google zu jenen Unternehmen, die die Förderung von Frauen und Minderheiten in den letzten Jahren besonders stark in den Vordergrund gestellt haben. Zuletzt sind aber auch Brüche in diesem Bild aufgetaucht, seien es etwa Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegenüber einem früheren Vizepräsidenten des Unternehmens oder auch Googles Weigerung vollständige Zahlen zur Bezahlung von Frauen und Männern im eigenen Unternehmen zu liefern. In diese Situation platzt nun ein Text, der zeigt, dass intern längst nicht alle mit den Diversitätsbestrebungen des Softwareherstellers zufrieden sind.

Manifest

In einem 3.000-Worte starkem "Manifest" klagt ein Google-Entwickler die "Ideologische Echokammer" des Unternehmens an, wie er es selbst nennt. Bei Recode findet man hingegen eine andere Einschätzung und spricht von einem sexistischen Text. Wiederholt der Autor doch gewohnte Vorurteile, darunter etwa dass Frauen per se schlechtere Entwickler wären, die Männerdominanz in der Computerbranche also "natürliche" Ursachen hätte. Zudem seien Frauen einfach "netter", während Männer dem Erreichen eines gewissen Status eine wichtigere Rolle zuschreiben, und so eher Karriere machen.

Die wahre Diskriminierung sieht der Google-Entwickler denn auch gegen weiße Männer und Konservative, deren Meinungen nicht von Antidiskriminierungsregeln geschützt würden. Entsprechend sollte künftig das Erreichen einer "Gleichstellung der Ideologien" eine Priorität bei Google darstellen.

Aufregung

Das Manifest sorgte umgehend für heftige Diskussionen bei dem Softwarehersteller, die nach kurzer Zeit auch in die Öffentlichkeit überschwappten. Zahlreiche Angestellte zeigten sich über den Text erbost, und machten sich darüber in sozialen Medien Luft. Mittlerweile wurde auch das gesamte Dokument geleakt und bei Gizmodo veröffentlicht.

Bei Google versucht man sich an Schadensbegrenzung: In einem Memo meldet sich Danielle Brown zu Wort, die erst vor kurzem ihren Job als Vice President of diversity, integrity and governance angetreten hat. Darin betont sie, dass es sich bei dem Manifest um eine Einzelmeinung handle, die weder sie persönlich noch das Unternehmen als Ganzes gutheiße. Diversität und Inklusion seien Eckpfeiler der Google-Werte. Natürlich sei es wichtig auch andere Meinungen zu hören – solange diese dem Code of Conduct des Unternehmen sowie Anti-Diskrimierungs-Gesetzen nicht widersprächen. (red, 6.8.2017)