Camilla de Falleiro als Lisarda (re.) schenkt Alice Borciani als ihrer Tochter Celia (li.) im Kampf um den begehrten Mann lange nichts.

Foto: Reinhard Winkler

Grein – Schlussmachen ist schon schwierig genug. Als noch diffiziler erweist sich die Kunst des Finalisierens, wenn der Grund, dem Techtelmechtel mit der Mutter ein Ende zu machen, die wahre Liebe zu deren Tochter ist. Von der Verwandtschaft seiner beiden Frauen weiß Medoro noch nichts, als er sich auf die Herausforderung einlässt. Aber er kriegt sie in Giovanni Battista Marianis Scherzo drammatico La Lisarda zu spüren.

Nicht "Willst du gelten, mach dich selten" sondern eher "Bist du selten, lassen wir dich gelten", lautet das Motto Opernproduktion als alljährlichem Höhepunkt der Donaufestwochen im Strudengau.

Monopol auf Suchtreffer

Was das von Rogério Gonçalves angeführte Ensemble A Corte Musical bei seinem dritten Antreten auf Schloss Greinburg im Gepäck hat, ist so rar, dass es nicht einmal deutschsprachige Google-Treffer dafür gibt, die auf etwas anderes als die Premiere der 1659 für den römischen Karneval komponierten Dreiecksgeschichte vergangenen Samstag verweisen.

Diesem Anlass enstprechend vergnüglich verläuft die Handlung. Zwei_Stunden lang muss sie tragen, entwickelt folglich ein Hin und Her aus Geständnissen, Einsichten und Listen. Liebt Madoro nämlich die Tochter, so ist die Gunst ihrer gesellschaftlich gutgestellten Mutter ihm ebenso nicht ungenehm. Die Inszenierung von Manuela Kloibmüller variiert die verschiedenen Begehren von Schmachten bis zur Lust.

Die eigentümlich schräg in den Greinburger Arkadenhof hineingekeilte, schwarz-grau gehaltene Bühne (Isabella Reder) zeigt eine gedeckte Tafel, die nach der Pause zum Schminkkabinett wird. Zwar wäre der Titelzusatz Liebe fordert Jugend heutzutage aus Rücksicht auf politische Korrektheit und Emanzipation höchstens ironisch meinbar. Doch das Stück hat kritischen Hintersinn.

Exzellent besetzt

Also will die "Alte" sich die vom Begehrten offensichtlich so geschätzte Jugend ins Gesicht malen. Eine Arie widmet sie Bleiweiß für die Stirn und Zinnober für die Lippen, preist – eine von vielen Metaphern – die Intensität des Sonnenuntergangs gegenüber der Morgenröte. Dabei hat Camilla de Falleiro keinerlei Anlass, ihrer Lisarda solche Komplexe einreden zu lassen. Sie ist vokal kräftig und klar und exzellent besetzt.

Ebenso Alice Borciani als Celia, deren unter üppigstem Tüll verborgene Unschuld sich schließlich ein wenig Bauchfreiheit gönnt. Countertenor Gabriel Diaz seinerseits macht der in sich kleinräumig höchst verspielten Komposition gesanglich so viel Ehre wie A Corte Mucial instrumental. So ein Feuer, wie es das energiegeladene Team in einigen Zwischenspielen entzündet, lassen die gemessenen Partien aber kaum je zu. (Michael Wurmitzer, 6.8.2017)