Salzburg – Ein schwarzbeiges Kleid im ersten, eine prachtrote Robe im zweiten Teil. Jede Pose covertauglich. Elina Garanča wusste sich – und ihre Jahrhundertstimme – beim Liederabend mit dem schottischen Pianisten Malcolm Martineau perfekt in Szene zu setzen.

Bedient hat sich die lettische Opersängerin dazu der Melodien von Liedern von Johannes Brahms, dreier Lieder von Henri Duparc und aus den Zyklen von Sergej Rachmaninov.

Den wagnerisch-impressionistisch anmutenden Gesängen von Henri Duparc (1848–1933) ist die große Geste eingeschrieben. Das französische Lied Extase gestaltete Garanča stilistisch denn auch durchaus logisch als große Liebestod-Szene vom stimmtechnisch Feinsten – in souveräner Klangschönheit zu einem "köstlich duftenden Tod" strebend.

Auch die opulenten Rachmaninov-Lieder vertragen den opernhaften Zugriff. Im Lied Sumerki/Dämmerung op. 21 Nr. 3 riskierte die Mezzosopranistin ein pianoartiges Sich-Zurücknehmen, ließ "die Sternlein ihr sanftes Licht herabfließen" und damit ihrem Publikum einen Augenblick der Betörung gewinnen. Auf Russisch natürlich.

Zu viel abgedunkelt

Ihre statuenhaft wirkende Distanziertheit warf Garanča im Schlusslied Sing, du Schöne, auf einen Text von Alexander Puschkin, restlos über Bord. Dass "Georgiens wehmutvolle Lieder" schmerzhafte Erinnerungen wecken, unterstrich sie mit einer Folge stummfilmtauglicher Posen. Dass Garančas Fortissimo dabei elegant, geschmeidig und über alle Lagen auf sicherer Linie blieb, versteht sich.

Dass Liedgesang dennoch nicht ganz ohne Text auskommt, bestätigte sich im Brahms-Teil, in welchem Garanča zahllose ohnehin dunkle Vokale noch weiter abdunkelte, aus beinah jedem "a" eine Art "o" machte und dafür restlos auf Konsonanten verzichtete. Ein paar Mezzo-Arien wären eine Alternative gewesen und hätten das begeisterte Publikum auch begeistert. (Heidemarie Klabacher, 6.8.2017)