Gestohlene Helikopter, die offizielle Gebäude bombardieren und dann verschwinden; Angriffe auf Militärbasen, die nach angeblich stundenlangen Schießereien zwei Tote fordern, und Internetvideos, deren Protagonisten zum Umsturz aufrufen und Wochen später aus der Versenkung auftauchen und bei Protesten auftreten: Viele der Meldungen, die derzeit aus Venezuela nach außen dringen, fördern mehr Fragen als Antworten zutage.

Offensichtlich ist, dass es auch im Lager der regierenden Sozialisten gärt: Das betrifft Parteimitglieder, die sich unter Präsident Hugo Chávez noch zu Hause gefühlt haben, unter Nicolás Maduro aber nicht mehr. Und es betrifft auch Militärpersonal. Dass sich ihr Ärger – anders als der der Demonstranten – derzeit noch in kleinen Dosen entlädt, ist für die Regierung eine glückliche Fügung. Sie kann so gegen die Putschgelüste der Opposition argumentieren, ohne dabei in ernste Gefahr zu geraten. Und es fällt ihr damit leichter, in den Hintergrund zu rücken, dass sie selbst es war, die die demokratischen Spielregeln völlig ausgehebelt hatte.

Für Maduros Gegner dagegen ist es ein Problem. Sie haben gesehen, dass die Proteste zwar international für Aufsehen sorgen und Stimmung schaffen, dass die Regierung ihnen aber bisher standhält. Mit ihren wenig verhüllten Forderungen an das Militär, der Regierung entgegenzutreten, beraubt die Opposition sich aber selbst der demokratischen Legitimation, die sie sich mit Wahlen verdient hat. (Manuel Escher, 7.8.2017)