Marcel Atze, Kyra Waldner (Hrsg.), "So schön kann Wissenschaft sein!". € 35,- / 348 Seiten. Amalthea-Verlag, Wien 2017

Brigitte Hamann (1940-2016) legte im Laufe ihres Lebens eine beachtliche historische Sammlung an, die sie der Wienbibliothek vermachte.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

"Es ist eine Freude, in Österreich Historiker zu sein. Öffentliche wie private Archive sind bis zu den Dachböden vollgestopft mit oft noch ungesichteten Quellen aus früheren Jahrhunderten. Wer die richtige Spürnase hat, kann jederzeit wichtige Funde machen", mit diesen Worten beschrieb Brigitte Hamann 1995 ihre Arbeit als Historikerin. In jahrzehntelanger Arbeit hat sie Auktions- und Antiquariatskataloge wie auch Wiener Kellerantiquariate nach Originalquellen durchforstet – und machte dabei so manche spektakuläre Entdeckung. Es war ihr Wunsch, ihre umfangreiche Sammlung der Wienbibliothek zu vermachen, die diese nun mit einer Ausstellung und dem Bildband "So schön kann Wissenschaft sein!" einer breiteren Öffentlichkeit vorstellt.

Der Titel geht auf eine Äußerung der 2016 verstorbenen Historikerin zurück, mit der sie ihre Entdeckung eines Dokuments des jüdischen Mediziners Wilhelm Knöpfelmacher kommentierte.

Wilhelm Buschs Visitenkarte

Berühmtheit erlangte Hamann vor allem durch ihre Entdeckung des literarischen Nachlasses von Kaiserin Elisabeth, der zur Basis ihrer 1982 erschienen Sisi-Biografie "Elisabeth. Kaiserin wider Willen" wurde und zu deren außergewöhnlichem Erfolg beitrug.

Besonders faszinierend am Band "So schön kann Wissenschaft sein!" sind die zahlreichen Abbildungen der außergewöhnlichen Sammlung. Etwa Kaiserin Elisabeths eigenhändige Beschriftung ihrer Aufzeichnungen: "Liebe Zukunfts-Seele! Dir übergebe ich diese Schriften. Der Meister hat sie mir dictiert, und auch er hat ihren Zweck bestimmt." Oder: die Seidenschärpe mit der Inschrift "Der mutigen Vorkämpferin für den Weltfrieden", die der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner einst verliehen wurde. Aber auch: die Visitenkarte, mit der Dichter Wilhelm Busch um ein Rendezvous ansuchte.

Publizistische "Prostitution"

Dass Hamann nicht nur als Wissenschafterin, sondern auch als Wissenschaftsvermittlerin große Ambitionen hatte, kommt etwa in ihrer Äußerung zum Ausdruck: "Ich wollte mir und anderen beweisen, dass es möglich ist, mit wissenschaftlichen Methoden zu arbeiten und die Ergebnisse dieser Art in eine solche Sprache und Form umzusetzen, die für jedermann nicht nur verständlich, sondern auch möglichst vergnüglich ist." Kritik daran ließ freilich nicht auf sich warten. So schieb Fritz Fellner, Historiker an der Universität Salzburg, einst an Hamann: "Es ist schade, dass Sie sich publizistisch so – prostituieren!"

Insgesamt lässt der Band Kritik an Hamann zwar nicht gänzlich unerwähnt, belichtet diese aber nur vergleichsweise dürftig – ist er doch vor allem als Würdigung der "Grande Dame der österreichischen Geschichtswissenschaft" und ihrer Sammlung konzipiert.

Hamann, die stets vor Ideenreichtum sprühte, gelang es längst nicht, all ihre Vorhaben auch umzusetzen und die aufgestöberten Zeitkapseln auszuwerten. So liegt in der Sammlung und dem Band wohl noch so mancher Schatz begraben, der nun erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich ist. (Tanja Traxler, 15.8.2017)