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Susan Wojcicki war ab 1999 Googles erste Marketing-Managerin. Später stieg sie zu Vice President of Advertising & Commerce auf. Sie war es auch, die den Anstoß gab, Youtube im Jahr 2006 zu kaufen. Seit 2014 ist sie CEO des Videoportals. Sie gilt als eine der wichtigsten und erfolgreichsten Frauen der IT-Branche.

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Der Text eines Google-Entwicklers über die Auswirkung biologischer Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf deren Karriereambitionen und -möglichkeiten in Technikberufen hat die Diskussion über Gleichberechtigung in den vergangenen Tagen stark befeuert. In einer Kolumne für "Fortune" hat nun auch Susan Wojcicki zu dem Thema Stellung bezogen. Sie ist seit 2014 CEO von Googles Videoplattform Youtube und gehört zu den erfolgreichsten Frauen der IT-Branche.

"Fähigkeiten infrage gestellt"

Anlass für ihren Text war eine Frage ihrer Tochter: "Mama, stimmt es, dass es biologische Gründe gibt, wieso weniger Frauen in Technik und Führungspositionen arbeiten?" Wojcicki schreibt, dass dieses Thema sie ihre gesamte Karriere verfolgt habe. Obwohl sie viel Unterstützung von Personen wie Larry Page, Sergey Brin und Eric Schmidt erhielt, habe ihre Erfahrung in der Tech-Branche auch gezeigt, wie hartnäckig sich diese Frage halte.

Ihre Fähigkeiten und Engagement für ihren Job seien infrage gestellt worden. Sie sei nicht zu Schlüssel-Events und Treffen der Branche eingeladen worden. Es habe Termine mit anderen Führungskräften gegeben, bei denen diese hauptsächlich ihre männlichen Mitarbeiter angesprochen hätten. Sie sei oft unterbrochen und ihre Ideen ignoriert worden, bis männliche Kollegen sie wiederholt hätten.

Damores Text "entmutigend"

Schmerzvolle Erlebnisse, wie sie schreibt, an die sie sich nun durch James Damores Text erinnert fühlt. Es sei ein entmutigendes Signal für junge Frauen, die Computerwissenschaften studieren wollten.

Nicht alle kritisieren Damores Text, viele sehen darin auch eine simple Aufzählung von Fakten und keinen Sexismus. Der ehemalige Google-Entwickler schreibt etwa, dass Frauen anfälliger für Angstzustände seien und daher schlechter mit Stress umgehen könnten, sich eher für Personen und Ästhetik interessieren würden. Männer hingegen würden sich eher für Dinge, Ideen und damit auch fürs Programmieren interessieren, weil es systematisches Denken erfordere.

Wojcicki stellt die Frage, wie die öffentliche Diskussion aussähe, wenn ähnliche Statements über eine andere Gruppe wie "Schwarze, Hispanics oder LGBTQ" gemacht würden. "Die Sprache der Diskriminierung kann viele Formen annehmen, und keine davon ist akzeptabel oder produktiv." Die Frage ihrer Tochter habe sie, wenig überraschend, mit "nein" beantwortet.

Der Frauenanteil in der IT-Branche ist nach wie vor sehr gering. Eine aktuelle Studie zeigt, dass 58 Prozent der Hochschulabsolventen in der EU Frauen sind – nur in IT- und Technikstudien dominieren Männer. James Damores Argumentation folgend, liege das an biologischen Faktoren. Kritiker sehen gesellschaftliche Umstände und Bildung dafür verantwortlich. (br, 10.8.2017)