Auf den ersten Blick sind die Nachrichten niederschmetternd: Wieder kündigt der mutmaßlich unterlegene Kandidat einer Wahl in Kenia an, das Ergebnis nicht anzuerkennen. Wieder gibt es unmittelbar nach dem Votum Gewalt, wieder Tote. Wieder ist nicht klar, ob nicht noch größere Unruhen ausbrechen, wenn das offizielle Wahlergebnis die Anhänger des Verlierers erreicht. Und wieder deutet alles auf einen Sieg des Amtsinhabers hin, der sich dafür staatlicher Ressourcen bedient hat.

Das alles verdeckt die positiven Nachrichten, die es – bei aller Kritik – auch gibt: Internationale Beobachter teilten am Donnerstagnachmittag mit, dass es keine Anhaltspunkte für eine Manipulation des Ergebnisses gegeben habe. Die Wahl sei frei und fair abgelaufen. Anders als bei bisherigen Urnengängen gibt es diesmal auch die Möglichkeit, das Ergebnis überprüfen zu lassen: Es gibt neben den umstrittenen elektronisch übermittelten Zahlen auch jene, die von Wahlbeisitzern auf Papier festgehalten wurden.

Ob das reicht, um – so wie 2013 – einen Gewaltausbruch zu vermeiden, ist noch nicht sicher. Natürlich muss allen Vorwürfen der Wahlmanipulation nachgegangen werden. Die Regierung hat bisher nicht erkennen lassen, dass sie über jeden Verdacht erhaben ist. Aber auch wenn es Gründe gibt, die Opposition sympathischer zu finden: Auch sie muss eine Niederlage anerkennen, wenn sie klar verloren hat. Das ist sie dem Frieden im Land schuldig. (Manuel Escher, 10.8.2017)