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Der 30-jährige Markus Suttner im Dress der Seagulls. Im Trikot des Nationalteams wird man den 20-fachen Teamspieler nicht mehr sehen. Im Mai verkündete der Verteidiger seinen Rücktritt.

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Einführung in die Vereinshistorie von Brighton & Hove Albion.

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Ein Testspiel gegen Atletico Madrid ging 2:3 verloren. Suttner spielte in der ersten Halbzeit.

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Brighton/Wien – Vom Absteiger zum Aufsteiger, von Ingolstadt nach Brighton, von Oberbayern an die englische Südküste. Man kann nicht sagen, dass es Markus Suttner in diesem Sommer schlecht erwischt hätte. Der 30-jährige Niederösterreicher ist nach zwei Jahren in der deutschen Bundesliga in der englischen Premier League gelandet. Dem Transfer war ein wochenlanger Hickhack vorangegangen, Brighton & Hove Albion blieb hartnäckig und schob schlussendlich kolportierte 4,5 Millionen Euro über die Budel. Suttner unterschrieb im Juli einen Dreijahresvertrag. "Die Situation war nicht einfach, aber ich habe bis zum Schluss für Ingolstadt Gas gegeben. Das war ich dem Verein und meinen Mitspielern schuldig." Mit dem Transfer zu den Seagulls, also Möwen, erfüllte sich der Linksverteidiger einen Traum: "In meinem Alter kommt so eine Chance nicht jeden Tag."

Spätstarter

Österreicher, die im Fußball international reüssieren wollen, müssen so flott wie möglich ins Ausland wechseln. So lautet die gängige These. Suttner widerlegt sie. Mit 28 Jahren lief er noch für die Wiener Austria die Flanke entlang, zu diesem Zeitpunkt waren einstige Teamkollegen wie Zlatko Junuzovic, Julian Baumgartlinger oder Aleksandar Dragovic längst abgesprungen.

Man dachte, Suttner könnte übrig bleiben. Er könnte das Zeitfenster für einen Transfer verpasst haben. Man irrte. Seinen letzten Sieg mit der Austria feierte er gegen die SV Ried, am Samstag tritt er mit Brighton & Hove Albion im Heimspiel gegen Manchester City an. Die britische Internetzeitung The Independent sieht Suttner in der Startelf, der Spieler selbst hält den Ball lieber flach: "Es zeichnet sich noch keine fixe Formation ab. Aber ich hatte eine sehr gute Vorbereitung, wurde von allen herzlich aufgenommen. Die Vorfreude ist jedenfalls riesig."

Manchester City hat über den Sommer 230 Millionen Euro am Transfermarkt verstreut. Brighton muss mit dem Geld sparsamer umgehen, der Verein ist erstmals seit 34 Jahren wieder erstklassig, investierte bisher moderate 29 Millionen Euro. Dementsprechend die Erwartungshaltung: "Der Klassenerhalt ist das oberste Ziel, alles darüber hinaus ist ein Bonus." Die Euphorie in der 270.000-Einwohner-Stadt am Ärmelkanal ist dennoch ungebrochen. Der Test gegen Atletico Madrid (2:3) füllte bereits das 31.000 Zuseher fassende Amex-Stadion. Suttner spielte in der ersten Hälfte, ließ sich nichts zuschulden kommen.

Trainer Chris Hughton erwartet vom Österreicher keine Sturmläufe, der Ire setzt auf eine kompakte Viererkette und ein konstruktives Spiel aus der Defensive: "Er war selbst Außenverteidiger, hat genaue Vorstellungen und kann diese auch gut kommunizieren." In puncto Trainer war Suttner bislang verwöhnt, spielte unter anderem unter den beiden österreichischen Koryphäen Peter Stöger und Ralph Hasenhüttl: "Beide haben Fachwissen und hohe soziale Kompetenz. Ein Segen für jeden Fußballprofi."

Freistoßspezialist

In der Premier League trifft Suttner auf fünf weitere ÖFB-Legionäre: Offensivkraft Marko Arnautovic soll mit West Ham United um einen europäischen Startplatz spielen, Innenverteidiger Sebastian Prödl und Tormann Daniel Bachmann treten bei Watford unter Neo-Coach Marco Silva an, Linksaußen Christian Fuchs startet mit Leicester bei Arsenal in die Saison, und Defensivspieler Kevin Wimmer steht bei Vizemeister Tottenham unter Vertrag. "Alle Gegner sind stark, jedes Spiel wird ein Highlight", sagt Suttner.

Ob er auch in der Premier League den gefürchteten Scharfschützen geben wird? In der Vorsaison verwandelte der Verteidiger für Ingolstadt vier Freistöße, kein Spieler aus einer europäischen Topliga traf öfter. "Hier wird weniger gepfiffen als in Deutschland. Aber ich werde meine Chancen bekommen. In den vergangenen Jahren habe ich an meiner Technik gefeilt. Das macht sich jetzt bezahlt."

Brighton ist Touristen vor allem für sein prächtiges Seebad und den Palace Pier bekannt. Für die Sehenswürdigkeiten der Stadt hatte Suttner bisher weder Zeit noch Augen. Man muss Prioritäten setzen, und die hießen in den ersten Wochen nun mal Training und Wohnungssuche. Ein kurzer Stadtbummel ging sich trotzdem aus: "Alles wirkt sehr gemütlich, und es ist sonniger, als man es von England erwarten würde." Und der Kontakt mit den Fans? "In der Stadt wird man nicht angesprochen. Im Stadion haben sie aber für jeden ihrer Lieblinge einen eigenen Gesang. Ich will ihnen einen guten Grund geben, mir auch einen zu widmen." (Philip Bauer, 11.8.2017)