Wut und Bühnenenergie verschmelzen bei den Architects mit der Sorge um die Umwelt und mit dem Zorn über den Backlash in der Umweltpolitik, der mitunter auf höchsten staatlichen Ebenen voranschreitet.

Foto: Poolbar-Festival

Feldkirch – Rockmusiker waren schon immer für politische Botschaften gut. Das kann mitunter Kalkül sein, es kann aber auch authentischer Kommentar und genuiner Protest sein – mit dem Ziel, das Publikum aufzuklären oder zu berühren. In der Realität freilich ist es oft "bloß" ein Verstärken von Positionen und Meinungen der Eh-schon-Wissenden, also ein Predigen zur längst konvertierten Gemeinde.

Mit derartigem Predigen hatte der Punkrock in den 1970er-Jahren wenig am Hut: Der war bis auf einige Ausnahmen vor allem irgendwie nihilistisch und hedonistisch. Als der Hardcore aufkam, änderte sich dieses Verhältnis kurzfristig. Viele der Hardcore-Combos wie auch diejenigen, die sich in Richtung eines metallischeren Grindcore entwickelten, sind vom alten Anarchopunksyndrom befallen.

EpitaphRecords

Fleisch und Tabak

Alles ist politisch – vor allem die Abstinenz von Alkohol, Fleisch, Tabak und Drogen. Zu den politisch bewussten Bands gehören auch die Architects, ein von Gitarrist Tom Searle und seinem Bruder, dem Schlagzeuger Dan Searle, im südenglischen Brighton 2004 gegründetes Quartett, das sich einem spieltechnisch anspruchsvollen, progressiven Metalcore verschrieben hat.

Auf dem dritten Album, Hollow Crown, gelang es bisweilen, die ursprüngliche Aggression und Wut mit melodischeren Teilen zu verbinden. Auch die darauf folgende Platte The Here And Now (von 2011) klang für alte Hardcorejünger dann viel zu harmonisch und optimistisch und auch versöhnlich.

Mit dem – im Jahr darauf – veröffentlichten Album Daybreaker (2012) kehrte allerdings die Wut über das moderne Leben und die herrschenden Verhältnisse wieder zurück.

Laut und brachial

Das gilt für die bisher letzte, die siebente Platte All Our Gods Have Abandoned Us (2016) in noch viel größerem Maße. Sie ist in erster Linie ein lautes und brachiales Statement gegen die traurige Zerstörung der Umwelt, sie ist auch ein Plädoyer dafür, den Klimawandel gefälligst ernst zu nehmen.

Konsumkritik

In Zeiten, da der Backlash in der Umweltpolitik auf höchsten staatlichen Ebenen voranschreitet, in Zeiten, da das Ignorieren wissenschaftlicher Tatsachen immer mehr zur politischen Realität wird, macht diese musikalische Intervention durchaus Sinn.

Mit dem Thema der Ökologie natürlich direkt verbunden ist ein weiteres Kritikfeld: nämlich jenes der Konsumkritik. Musikalisch blicken die Architects zuletzt immer öfter Richtung Death Metal. Am Montag sind die wilden Kerle im Ländle zu erleben. (Gerhard Dorfi, 11.8.2017)