"Natürlich wäre mehr immer wünschenswert", sagt Hebammenpräsidentin Petra Welskop über die Erhöhung der Kassenplätze im Juli. "Die Betreuung sollte allen Frauen zur Verfügung stehen, egal ob arm oder reich."

Foto: Alexandra Clement / Dagmar van Dam

Um einem Hebammenmangel in den nächsten Jahren entgegenzuwirken, brauche es mehr Ausbildungsplätze, sagt Petra Welskop, Präsidentin des Österreichischen Hebammengremiums. "Wir haben die Altersstrukturen analysiert und gesehen, dass viele in naher Zukunft in Pension gehen werden." Zudem würden auch mehr Hebammen für Hausbesuche benötigt, da Frauen nach Geburten immer früher heimgeschickt würden. "Es müssen also mehr Hebammen ausgebildet werden", sagt Welskop.

Die Intervalle zwischen den Studiengängen hält sie für zu lang. An einigen Fachhochschulen startet nur alle zwei oder drei Jahre ein neuer Durchgang. "Würden sie jährlich stattfinden, könnte man die Lücken, die durch Schwangerschaft oder Pension entstehen, besser auffüllen." Auch würden überhaupt nicht genügend Plätze angeboten. Pro Studiengang stehen an den Hochschulen zwischen 20 und 30 zur Verfügung.

Folgen der Akademisierung

Dass die Hebammenausbildung 2006 auf Fachhochschulniveau gehoben wurde, heißt Welskop gegenüber dem STANDARD gut. In einigen Bundesländern habe diese Akademisierung zu Verbesserungen bei der Bezahlung geführt. In der Steiermark, Salzburg, Kärnten, Tirol und Vorarlberg seien Hebammen mittlerweile verwandten Berufsgruppen wie den Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten gleichgestellt, was ihren Lohn angeht. "In Wien, im Burgenland, in Niederösterreich und Oberösterreich ist das aber noch nicht so", sagt Welskop – für sie unverständlich, sei doch das Studium gleich lang.

Was einem ein Masterstudium, das mittlerweile an einigen Hochschulen angeboten wird, nutzt – ist man doch bereits nach dem Bachelor ausgebildete Hebamme? "Man kann in die Lehre oder in die Forschung gehen. Viele können das wissenschaftliche Know-how für ihre Bereiche brauchen."

Mehr Kassenplätze

Zufrieden zeigt sich Welskop auch über die kürzliche Erhöhung der Hebammen-Kassenplätze für Wien. Statt 18 gibt es nun 23 Kassenhebammen. "Natürlich wäre mehr aber immer wünschenswert", sagt die Hebammenpräsidentin. "Die Betreuung sollte allen Frauen zur Verfügung stehen, egal ob arm oder reich." Denn das Problem ist: Wenn Kassenplätze schwer zu bekommen sind, müssen Frauen auf – teurere – Wahlhebammen ausweichen, was sich viele nicht leisten könnten. (lib, 11.8.2017)