Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/AFP/Getty/Somode

Nutzer sozialer Medien haben am Wochenende begonnen, Teilnehmer der rechtsextremen Veranstaltung in Charlottesville zu identifizieren. Dort waren radikale Nationalisten teilweise mit Hakenkreuz-Fahnen aufmarschiert, ein von US-Justizminister Jeff Sessions als "Terrorattacke" bezeichneter Angriff mit einem Auto forderte das Leben einer antirassistischen Gegendemonstrantin. Die Kampagne begann mit einem Tweet des Profils "Yes, You're Racist", der andere Nutzer um die Identifikation von auf Fotos abgebildeten Teilnehmern bat. Dieser Tweet wurde mehr als 65.000-mal geteilt.

Entlassungen

Wie die "Washington Post" berichtet, gab es bereits Reaktionen von Arbeitgebern. Ein Koch wurde etwa von einem Hot-Dog-Imbiss entlassen. Mehr als zehntausend Nutzer forderten in einer Petition, einen Studenten der University of Nevada zu exmatrikulieren. Die Universitätsleitung verurteilte die rechtsextreme Veranstaltung, gab aber an, dass es keine rechtliche Handhabe gibt, um den Studenten hinauszuwerfen. Der Betroffene berichtet in Interviews von "Todesdrohungen". Er gab an, mitmarschiert zu sein, um die "Kultur der weißen Rasse zu verteidigen". Die Familie eines anderen identifizierten Teilnehmers gab in einem offenen Brief an, dass dieser nicht mehr bei "Familienfesten willkommen sei".

Verwechslungen

Allerdings war es auch zu Verwechslungen gekommen. So war fälschlicherweise ein Universitätsmitarbeiter aus Arkansas als Teilnehmer des Marsches identifiziert worden. Er erhielt zahlreiche Beschimpfungen und Drohungen in sozialen Medien, gab er gegenüber der "New York Times" an. Der "Yes, You're Racist"-Account postete irrtümlicherweise auch ein älteres Foto eines Youtube-Stars, der mit einer Hakenkreuz-Armbinde zu sehen war. Tatsächlich hatte er diese bei einer Trump-Veranstaltung "als Experiment" getragen.

Umstrittene Methode

Die Praxis des Outings von politisch Engagierten ist äußert umstritten. Sie kann zu Lynchjustiz führen, außerdem geraten immer wieder Unschuldige ins Visier. So kam es im Zuge der G20-Demonstrationen in Hamburg zu einer Verwechselung, als Nutzer einen Unbeteiligten hinter der Attacke auf einen Polizisten ausmachten. Andererseits gehört die Identifikation von Mitgliedern eines Netzwerks zu den Grundaufgaben der journalistischen Arbeit, die vermehrt auch im Netz von engagierten Usern ausgeführt wird. (fsc, 15.8.2017)